Mit bewegenden Worten hat Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vor dem Formel-1-GP von Monaco von Niki Lauda Abschied genommen.
„Es fällt schwer, so kurz nach seinem Ableben zu sprechen. Ich fühle mich wie ein Zombie. Wir haben einen Mentor, Berater, unseren Außenminister, vor allem aber einen Freund verloren“
Der ehemalige Ferrari-Präsident Luca Cordero di Montezemolo würdigt die "50 Jahre echter Freundschaft", die ihn mit Niki Lauda verband.
"Wir waren stets in Verbindung. Lauda stand mir in wichtigen Momenten meines Lebens nahe",
sagte Montezemolo im Interview mit Corriere dello Sport.
Zuletzt hatte Montezemolo mit Lauda vor drei Wochen vor dem GP in China telefoniert.
"Das erste, was er mir gesagt hat war: `Ferrari ist ein Chaos ́. Als ich seine angestrengte und erstickte Stimme gehört habe, wollte ich am liebsten auflegen",
berichtete der 71-jährige Montezemolo.
"Ich habe Lauda 1973 kennengelernt. Wir sprachen über das Geld, das er von Ferrari verlangte, und zwar in österreichischen Schillingen. Ich sagte zu ihm: ́Warten sie bitte hier ́. Ich rannte zum Bahnhof von Bologna, um mir eine Wirtschaftszeitung mit den Währungskursen zu kaufen. Von Schillingen wusste ich nichts."
Als junger Sportdirektor Ferraris arbeitete Montezemolo eng mit Lauda zusammen. "Niki wohnte im Hotel Canalgrande in Modena. Abends gingen wir essen und er zahlte nie die Rechnung", erinnert sich der Manager.
Lauda beeindruckte wegen seines Mutes, berichtete Montezemolo.
"Er hatte den Mut eines Helden. Eineinhalb Monate nach dem Unfall auf dem Nürburgring wollte er um jeden Preis in Monza starten, wo er im Vorjahr den Titel gewonnen hatte. Vor dem Start sprach ich zu ihm durch den Helm. Ich sah, dass die Wunden wieder bluteten"
Montezemolo hob auch die Ehrlichkeit Laudas hervor.
"Er war direkt und ehrlich, eine Person, wie es heute keine mehr gibt. Mir fehlt die Formel 1 dieser Jahre und mir fehlt er."

"Lauda äußerte sich stets pointiert, aber nicht um der Pointe willen, sondern weil er so war. Analytisch, kompromisslos, so hart gegen andere wie gegen sich selbst. Nicht nur mit Worten."
"Lauda, das ist die Ironie seiner Biographie, war der Kopf der Formel 1. Intelligent, hart gegen sich und andere, diszipliniert, lernfähig, durchsetzungsstark. In seiner Ära galt die Szene als verrucht. Man rauchte, man trank, man genoss das Leben in vollen Zügen am Swimmingpool, als gäbe es kein Morgen. Das war auch so."
"Wenn es einen Menschen gibt, der den Tod in seine Schranken wies, dann war es Niki Lauda. Der Tod ist unser aller Gegner. Niki Lauda ist der Kampfpilot gegen den Tod. Er kämpfte um sein Leben. Er gab nicht auf. Automatische Beatmungsgeräte hielten ihn am Leben. Niki Lauda hing am Leben. Der Tod ist keine Alternative zum Leben. Niki Lauda ist ein Kämpfer für das Leben."
"Das letzte Rennen Niki Laudas. Die Welt trauert um einen Piloten, der mit seinem Stil die Formel 1 verändert hat. Die Flammen auf dem Nürburgring hatten sein Gesicht, nicht seinen Charakter entstellt. (...) Lauda hat bewiesen, dass man im Leben weitermachen kann und muss, dass man Ziele ändern kann, dass wir besser als unsere Narben sind."
"Unsterblich: Niki Lauda war der Pilot, der zwei Mal lebte. Er hat die Formel 1 geändert, dem Tod ins Gesicht geschaut und die Angst gekannt. Er war charismatisch und allgegenwärtig. Niki Lauda war in der Formel 1 auch in den Zeiten präsent, in denen er sich von ihr entfernt hatte, weil er die Lauda Air gegründet hatte. Lauda war in der Formel 1 allgegenwärtig, weil er selber die Formel 1 verkörperte."
Der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat den verstorbenen Niki Lauda noch einmal für dessen Geradlinigkeit gepriesen.
"Er wusste, wann er etwas zu sagen hatte. Er hat sich nie hinter irgendwas versteckt, wenn er etwas gesagt hat",
wurde Ecclestone am Mittwoch in der italienischen Zeitung La Gazzetta dello Sport zitiert.
Der heute 88-Jährige war während Laudas Zeit als Fahrer beim britischen Team Brabham 1978 und 1979 dort sogar Teamchef. Den Tod des Österreichers muss auch der Brite erst verkraften: "Niki wird mir sehr fehlen." Dem Schweizer Boulevardblatt Blick sagte Ecclestone:
"Niki hatte immer seine eigene Meinung. Und das ist in der Formel 1 sehr selten."
Er habe Lauda Ende April in der Schweiz besucht. Damals sei Lauda schon sehr geschwächt gewesen. "Ich hatte mich richtig erschrocken", sagte Ecclestone.
"Leider sahen wir alle, die ihm etwas näher standen, das Ende kommen. Jetzt muss er nicht mehr leiden."
Lauda habe diese Welt mit Stolz verlassen.
Lewis Hamilton
Der fünffache Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton kann das Ableben Laudas kaum fassen:
"Es ist schwer zu glauben, dass du gegangen bist. Ich werde unsere Gespräche vermissen, unser gemeinsames Lachen, unsere Umarmungen nach gewonnenen Rennen. Gott soll deine Seele ruhen lassen. Danke, dass du ein helles Licht in meinem Leben warst. Ich werde immer für deine Familie da sein, wenn sie mich braucht."
Ski-alpin-Doppel-Olympiasieger und Dreifach-Weltmeister Hermann Maier sei vom Tod Laudas mit tiefer Trauer und Betroffenheit erfüllt:
"Niki ist das Idol meiner Kindheit. Schon sehr früh hat er mich beeindruckt und mir die Inspiration geliefert, Rückschläge zu meistern und den Blick stets nach vorne zu richten. Die Begegnungen mit ihm waren besondere Momente, geprägt von großer Hochachtung. Niki hat seine Runden perfekt gedreht. Allein der Gedanke schmerzt mich, dass er seine Ehrenrunde zu früh hat abbrechen müssen. Mit dem, was er hinterlässt, seiner unvergleichlichen Sicht der Dinge, seiner Offenheit und Ehrlichkeit und vor allem seinem Kampfgeist ist er ein Vorbild für immer. Abschließend bleibt mir nur, seiner Familie viel Kraft zu wünschen."