WARNUNG: Sie verwenden einen veralteten Webbrowser (Internet Explorer), der von www.tt.com nicht mehr unterstützt wird. Auch aus Sicherheitsgründen sollten Sie auf einen modernen Webbrowser wechseln. > mehr erfahren
Story Icon
liveticker

Der Fall Leon

Einstimmiges Urteil: Freispruch für Leons Vater im Mordprozess

Im Fall des sechsjährigen Leon, der im August 2022 tot in der Kitzbüheler Ache in StJohann gefunden worden war, ist am Donnerstag der angeklagte Vater im Mordprozess freigesprochen worden.

Die Geschworenen hielten den Deutschen einstimmig für nicht schuldig, seinen Sohn getötet und einen Raubüberfall vorgetäuscht zu haben. Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab.

Aus dem Gerichtssaal berichtete Klara Hürlimann.

Weniger anzeigen
Live

Statements der Verteidigung im Video

So geht es weiter

Nach dem einstimmigen Freispruch im Mordprozess wird Leons Vater enthaftet. Wie es für den 39-Jährigen jetzt weitergeht und mit welcher Entschädigung er rechnen kann:

Prozess im Fall Leon beendet

Früher als von vielen vermutet und mit einem sehr deutlichen Freispruch der Geschworenen ist am Donnerstag der dritte und finale Prozesstag zu Ende gegangen. Nach letzten Medien-Interviews leerte sich am frühen Abend das Gerichtsgebäude.

Verteidiger "positiv überrascht" von eindeutigem Ergebnis

Die Verteidiger Albert Heiss und Mathias Kapferer treten nach der Urteilsverkündung noch vor die Presse. Heiss sagt:

"Wir haben gebangt, aber Hoffnung gehabt und sind positiv überrascht worden."

Kapferer fügt hinzu, der Ausschluss des Geschworenen habe gezeigt, dass nicht alle mit der richtigen Haltung an diese Aufgabe gehen. Man müsse aber auch den Mut des anderen Geschworenen hervorheben, der den Vorfall gemeldet habe. Die Verteidiger gehen nicht davon aus, dass die Anklage Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen wird. Heiss meint:

"Wenn unser Mandant nicht die Mittel gehabt hätte, das Ganze nochmal aufzurollen, wäre es anders ausgegangen."

In eine ähnliche Richtung geht Kapferer mit den Worten:

"Ich gehe davon aus, dass es irgendwann eine persönliche Fehde geworden ist."

Es gebe mehrere Klassen in der österreichischen Justiz. Auf den einstimmigen Freispruch angesprochen sagt Heiss, das habe er "in dieser Eindeutigkeit noch nie erlebt".

Was ihr Mandant jetzt vorhabe?

"Er war bis heute in Haft. Was das bedeutet, kann man nur wissen, wenn man selbst in Haft war. Es wird eine Zeit brauchen bis er sich davon erholt."

Dann werde man weitere Schritte überlegen. Ob zivilrechtliche Schritte geplant seien, sei "völlig offen". Zunächst werde Leons Vater nun mit seiner Frau in die Justizanstalt fahren, um seine Sachen zu holen.

Abbildung von: Verteidiger "positiv überrascht" von eindeutigem Ergebnis

Familie fällt sich in die Arme

Die Familie des Angeklagten fällt ihm unter Tränen in die Arme. Schon vor der Urteilsverkündung hatte die Entscheidung der Geschworenen die Frau des Angeklagten, Leons Mutter, vor dem Gerichtssaal erreicht, woraufhin ihr die Erleichterung deutlich anzusehen war.

Abbildung von: Familie fällt sich in die Arme

Geschworene sprechen Angeklagten einstimmig frei

Die Geschworenen haben beide an sie gestellten Fragen einstimmig mit "Nein" beantwortet und den Angeklagten damit freigesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Angeklagte wird sofort enthaftet.

Das Urteil wird verkündet!

Wie die Geschworenen nun zur Entscheidung kommen

Die drei Berufsrichter richten in diesem Prozess nun die entscheidende Hauptfrage an die acht Laienrichter:

„Ist der Angeklagte schuldig, Leon in die Ache gestoßen und damit vorsätzlich seinen Tod verursacht zu haben“.

Nach den Plädoyers von Staatsanwalt und Verteidigung, sowie einem Schlusswort des 39-Jährigen zogen sich die Geschworenen nach einer Rechtseinschulung durch die Berufsrichter zur Beratung zurück.

Dort wählen sie eine Obfrau oder einen Obmann, die/der die Abstimmung über die Frage auf einem Formblatt unter strengen formalen Regeln dokumentiert. Die Laienrichter können die Frage allein mit Ja oder Nein beantworten.

Das Abstimmungsergebnis ist darauf den Berufsrichtern mitzuteilen. Nicht nur ein Überwiegen der Nein-Stimmen (5:3) bedeutet für einen Angeklagten übrigens den Freispruch vom Anklagevorwurf. Ein Abstimmungsverhältnis 4:4 wirkt sich im Zweifel übrigens zu Gunsten des Angeklagten aus

Beratungen der Geschworenen beginnen

Wie lange die Beratungen dauern werden, steht nicht fest.

Emotionales Schlusswort des Angeklagten: „Wird für uns kein Happy End geben“

Bevor die Geschworenen sich zur Beratung zurückziehen, erteilt Richter Andreas Fleckl abschließend noch einmal dem Angeklagten das Wort:

"Ich war jetzt 17 Monate in der Justizvollzugsanstalt. Ich habe dort den sechsten Geburtstag meiner Tochter und den ersten Todestag meines Sohnes verpasst."

Das habe ihn mit "tiefster Trauer" erfüllt. Er hoffe, den nächsten Todestag mit seiner Familie verbringen zu können.

"Egal wie Sie sich entscheiden, die Geschichte wird für uns kein Happy End haben."

Demjenigen, der dafür verantwortlich sei, aber immer noch in Freiheit herumlaufe, möchte er mitgeben, dass sie nie aufhören werden, ihn zu suchen.

Er habe auch eineinhalb Jahre im Leben seiner Tochter verpasst.

"Ich möchte ihr sagen, dass sie ein kleines Wunder für mich ist. Es tut mir sehr leid, was sie in ihrem kurzen Leben schon alles durchmachen musste."

Er werde sich nie verzeihen können, in dieser Nacht nicht besser auf seinen "kleinen Sonnenschein" aufgepasst zu haben. Mit tränenerstickter Stimme schließt der Angeklagte:

"Bitte lassen Sie mich einfach wieder nach Hause."
Mehr Beiträge laden
Der Fall Leon