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Die TT.com-Sportredakteure Günter Almberger und Michael Pipal.

EM-Tagebuch

EURO-Tagebuch: Pariser Schnitzel

Je m'appelle Pommes Frites, mon cherie! Auch die TT.com-Sportredaktion hat sich fit gemacht für Frankreich. Im Tagebuch "Pariser Schnitzel" kommentieren Michael Pipal und Günter Almberger das Geschehen am Spielfeld, beim Public Viewing und auf der Fernseh-Couch. Auch essentielle Fan-Themen wie Ernährungs-Fragen oder Kabinen-Gossip kommen freilich nicht zu kurz. Viel Spaß! 

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Die Tops und Flops der EM

Am letzten Spieltag der Fußball-Europameisterschaft gilt es Bilanz zu ziehen. Was war gut, was war schlecht - das Fazit der TT.com-Sportredaktion:

Die Tops der EM

Debütantenball: Vier der fünf Neulinge bei der EM (Wales, Slowakei, Nordirland und Island) schafften den Sprung in die K.o.-Runde, Wales zog gar ins Halbfinale ein. Das war zuletzt einem EURO-Debütanten vor 20 Jahren gelungen.

ÖFB-Fans: Selbst die mäßigen Leistungen auf dem Rasen konnten die rot-weiß-roten Fußballfans nicht davon abhalten, die Tribünen der EM-Stadien zu erobern. Lautstark, positiv und friedlich feierten die ÖFB-Anhänger einfach sich selbst.

Schiedsrichter: Im Gegensatz zur WM vor zwei Jahren wurde kaum über die Leistungen der Unparteiischen diskutiert. Unauffällig - das größte Lob, das ein Schiedsrichter erhalten kann.

Griezmann: Der Stürmerstar der Equipe Tricolore ballerte den Gastgeber quasi im Alleingang ins Finale. Allein in der K.o.-Phase netzte der Atletico-Angreifer fünf Mal ein, avancierte beim 2:1 gegen Irland und beim 2:0 gegen Deutschland mit seinen Doppelpacks zum Matchwinner.

Ronaldo: Als Ronaldo vor dem letzten Gruppenspiel einem Reporter das Mikrofon entriss und in einen Teich warf, wurde über das zu dünne Nervenkostüm und die Unform des Starstürmers diskutiert. Der Portugiese strafte seine Kritiker Lügen und steigerte sich von Spiel zu Spiel, glänzte auch als Assistgeber. War begehrtes Ziel von jungen Burschen für Selfies auf dem Spielfeld und beschützte diese sogar vor groben Ordnern.

Die Flops der EM

Die ÖFB-Elf: Vom Wunderteam und der besten rot-weiß-roten Auswahl aller Zeiten war bereits nach den Testspielen nicht mehr die Rede. Nur ein Zähler und ein Tor in der vermeintlich einfachen Gruppe mit Ungarn (0:2), Portugal (0:0) und Island (1:2) - das ist für die eigenen Ansprüche zu wenig. Die Führungsspieler fanden nie ihre Form oder Fitness, der Teamchef nicht das richtige Konzept. Einziger Lichtblick: Der Tiroler Alessandro Schöpf, der sich als zweiter EM-Torschütze überhaupt in die ÖFB-Geschichtsbücher eintrug.

Kinderverbot: Wenn die hochbezahlten Stars mit ihrem Nachwuchs auf dem Spielfeld kicken oder die Tribüne nach dem Schlusspfiff unterhalten, geht den Fußballfans das Herz auf. Den UEFA-Verantwortlichen waren die Kinder, die kein Shirt der offiziellen Turnier-Sponsoren trugen, ein Dorn im Auge. Der Fußball-Verband sprach ein Verbot aus. Wir würden darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre ...

Hooligans: Wieder einmal nutzten minderbemittelte Schlägertypen die große Fußballbühne, um sich gegenseitig die Fresse zu polieren. Sollen sie sich die Hohlköpfe doch irgendwo in der russischen Tundra einschlagen - unsere Meinung.

Modus: Dass eine Mannschaft erst drei Tage nach ihrem letzten Gruppenspiel erfährt, ob sie in die nächste Runde einzieht oder nicht, kann nicht im Sinne des Erfinders sein. Auch die kurzen Pausen (Portugal - 2 Tage vor dem Achtelfinale, Frankreich - 2 Tage vor dem Finale) sorgen für eine Wettbewerbsverzerrung. Darüber sollte sich die UEFA Gedanken machen. Nicht über spielende Kinder.

Günter Almberger

Ein historischer Tag: Hirn aus, Kopf an!

Wir schreiben den 9. Juli, nur noch ein Tag bis zum EM-Finale in Frankreich. Ein historischer Tag ist heute. Was da nicht schon alles passiert ist. 1978 erblickte ein gewisser Mark Medlock das Licht der Welt, um uns Jahre später mit "Mamacita" einen Ohrwurm zu verpassen. Die Älteren unter uns können sich noch an 1922 erinnern. Johnny "Tarzan" Weissmüller schwamm die 100 Meter Freistil in 58,6 Sekunden und damit als erster Mensch unter einer Minute. 66 Jahre später gaben "Die Ärzte" ihr Abschiedskonzert in Westerland. Von wegen Abschied, die "beste Band der Welt" ordiniert heute noch. Die amerikanische Raumsonde "Yoyager 2" fliegt nicht mehr, aber 1979 flog sie am Jupiter vorbei und knipste Fotos vom Jupiter und seinen Monden. Von "Fred vom Jupiter" soll keines dabei gewesen sein. Am Rande soll noch erwähnt werden, dass Boris Becker und Steffi Graf innerhalb von wenigen Stunden den Titel in Wimbledon gewinnen. 

Aber das größte Ereignis fand am 9. Juli 2006 im Berliner Olympiastadion statt. Dass Italien damals Fußball-Weltmeister geworden ist, war fast eine Randnotiz. Das wahre "Highlight" spielte sich an diesem Tag in der Verlängerung und nicht beim Elfmeterschießen ab. Es lief die 110. Spielminute. Zinedine Zidane, seines Zeichens ein Denker, ein Genie, der Geistesblitze mit dem Fuß in edle Spielzüge umsetzte. Diesen Fußball-Gott ritt plötzlich der Teufel. Hirn aus, Kopf an! Nur noch ein Gedanke. Zielstrebigkeit ja, aber was für eine. Ein Kopfstoß gegen den Italiener Marco Materazzi. Bumm! Das saß. Der Rest ist Geschichte. 

Morgen steht das EM-Finale an. Geht auch dieser Tag in die Geschichte ein? Das Match selber? Ein Spieler? Ein Treffer? Wenn ja, wartet große geschichtliche Konkurrenz! Immerhin wurde am 10. Juli Dschungel-Star und Model Larissa Marolt geboren (1992), die "Beatles" veröffentlichten ihr Album "A Hard Day's Night" (1964) und St. Pölten wurde Niederösterreichs Landeshauptstadt (1986) ...

Abbildung von: Ein historischer Tag: Hirn aus, Kopf an!
Michael Pipal

Ausflug nach Leidingen: Zwischen EURO und Europa League

Man kann alles übertreiben. Der ORF zeigte gestern eindrucksvoll, wie das funktioniert. Stichwort: Europa-League-Qualifikation - 1. Runde. Die beiden Partien des letztjährigen Bundesliga-Vierten Admira Wacker Mödling gegen Spartak Myjava wurden in voller Länge und live über den Äther gejagt.

Kann die graue Maus aus der Südstadt gegen den Dritten der slowakischen Liga den Patzer vom 1:1 aus dem Hinspiel aufholen und den Aufstieg doch noch schaffen? Sind die Trikots der Niederösterreicher zumindest diesmal auch mit den Namen der Spieler beflockt? 

Fragen, die die Welt nicht interessieren. Wobei, ganz richtig ist das nicht. Immerhin schalteten in der ersten Halbzeit rund 61.000, im zweiten Durchgang rund 73.000 Hardcore-Fußball-Fans den Fernseher bzw. ORFeins ein. Marktanteil rund 9 Prozent. Zeitgleich hatte "Heute konkret" drei Mal so viel Publikum. Nur so zum Vergleich ...

Der öffentlich rechtliche Rundfunk hat damit anscheinend kein Problem. Auch vom Sommerkick in der westslowakischen Provinz berichtete ein Dreiergespann aus Moderator Christian Diendorfer, (Körpersprache-)Experte Peter Hackmair und Kommentator Michi Roscher. 

Letzterer verliebte sich im Verlauf der ersten Halbzeit in Verteidiger Markus Pavic, lobte von da an den Linksverteidiger bei jeder Aktion über den Klee. Selbst wenn der 21-Jährige gegen die technisch limitierte Truppe aus dem österreichischen Nachbarland einen Drei-Meter-Pass an den Mann brachte. Am Tag zuvor hatte es Ronaldo nicht geschafft, Roscher mit seiner Gala-Vorstellung beim Sieg gegen Wales derart in Ekstase zu versetzen.

Als der Europa-League-Spuk vorbei war, begrüßte Pariasek die Zuschauer aus Paris zur Vorberichterstattung des EM-Halbfinales "Deutschland gegen Frankfurt, pardon Frankreich". Zwei Stunden lang (aufgewärmte) Geschichten rund um den Weltmeister und den EURO-Gastgeber. 

Mein Highlight: Caroline Pflanzl, die live aus Leidingen berichtete. Jenem 190-Seelen-Grenzort, in dem die eine Straßenseite in Frankreich, die andere in Deutschland wohnt. Fußball spiele dort keine große Rolle, Gasthäuser oder Public Viewing gibt es auch nicht. Warum man dann vor und nach dem Spiel live von dort berichtet? Diese Frage dürften sich einige Gebührenzahler gestellt haben ...

Michael Pipal

Eine Ode an Cristiano Ronaldo

Man liebt ihn oder man hasst ihn - ein Mittelding gibt es nicht. Kaum ein Spieler polarisiert die Fußball-Fans mehr als Cristiano Ronaldo. Für die einen ist der portugiesische Stürmer-Star der beste Kicker der Welt. Für die anderen ist der Real-Angreifer ein eingebildeter, arroganter Schnösel, dessen Haargel-Verbrauch nur von seinem Ego übertrumpft wird.

Dabei stellte CR7 gerade gestern wieder unter Beweis, welche Klasse er besitzt. Als er in der 50. Minute zum Kopfball hochstieg, gefühlt fünf Sekunden lang im zweiten Stock stehen blieb und dann die Kugel unter die Querlatte zur 1:0-Führung wuchtete, klatschten selbst seine größten Kritiker anerkennend.

Ein typisches Ronaldo-Tor. Zusammengebaut aus dem angeborenen Torinstinkt, dem unbedingten Siegeswillen und der unglaublichen Athletik des 31-Jährigen. 1.500 Sit-Ups soll der dreifache Weltfußballer jeden Tag wegdrücken. Da ist es auch verständlich, dass er hin und wieder seinen Adonis-Body nach einem Match in die Kamera hält.

Doch genau dieses Verhalten wird Ronaldo als arrogant angelastet. Auch, wenn er in einem Interview zu Protokoll gibt, dass er diesen oder jenen Titel verdient hätte, was als Sportler durchaus legitim ist. Was bei einem Zlatan Ibrahimovic, der selbsternannte Gott in Menschengestalt und König der Welt, als kultig bezeichnet und beklatscht wird, sorgt bei dem Portugiesen für einen tagelangen Shitstorm auf den sozialen Netzwerken.

Dass Ronaldo Millionen für wohltätige Zwecke spendet, Operationen für schwerkranke Kinder bezahlt, sich nicht tätowieren lässt, um regelmäßig Blut spenden zu können und pünktlich seine Steuern ans Finanzamt überweist (im Gegensatz zu einem gewissen Herrn Messi), interessiert niemanden. Weil beim Freistoß, da ist er wieder dagestanden wie ein Cowboy. Und hat dann auch noch drübergeschossen, die Pfeife!

Kommt euch das bekannt vor? Vielleicht sollte man in Zukunft kurz einmal drüber nachdenken, bevor man den Neid sprechen lässt. Wobei der ja auch nicht so schlecht ist. Gilt schließlich als die höchste Form der Anerkennung. Und davon bekommt Ronaldo mehr als genug.

Abbildung von: Eine Ode an Cristiano Ronaldo
Günter Almberger

China-Kracher Harnik wird Koller wohl nicht mehr zünden

Gleich vorweg: wǒbùshuó zhōng wén. Auf gut Deutsch: Ich spreche kein Chinesisch (Anmerkung: Die original Satzzeichen sparen wir uns). Damit bin ich nicht allein. Auch Martin Harnik ist dieser Sprache nicht mächtig. Obwohl, ein paar Brocken dürfte der ehemalige Stuttgarter inzwischen verstehen. Etwa qǐng jié zhàng! Zahlen bitte! Denn für ein Butterbrot wird der ÖFB-Teamspieler wohl nicht zum chinesischen Club Shandong Luneng wechseln. Land und Leute, Kultur und Sprache in der ostchinesischen Provinz dürften es dem 29-Jährigen nicht angetan haben.

Sein bevorstehender Wechsel wirft einige Fragen auf. Für die sportliche Perspektive spricht eigentlich nichts. Gar nichts! Auch nicht Coach Felix Magath. Vom deutschen Bundesliga-Absteiger Stuttgart zum Tabellenletzten nach China? Gratuliere! Es gleicht einer sportlichen Bankrotterklärung. Auch wenn Marc Janko uns mit seinem Australien-Abenteuer vom Gegenteil überzeugt hat, für Harnik ist mit dem Wechsel die ÖFB-Karriere wohl vorzeitig beendet. Einen China-Kracher wird Marcel Koller in der Nationalmannschaft nicht zünden.

Und was sagt so ein Wechsel persönlich über einen Spieler? Statt viel Geld, noch viel, viel mehr Geld. Ein Mann, der seine beiden Hunde als sein großes Hobby bezeichnet, entscheidet sich für China. Ein Land, in dem Hunde auf der Speisekarte stehen.
Martin, zài jiàn! Aufwiedersehen!

Abbildung von: China-Kracher Harnik wird Koller wohl nicht mehr zünden
Günter Almberger

Streit im ÖFB-Team? Wahre Männer sind gefragt

Ach wie war das herrlich. In den Wochen der Vorbereitung auf die EURO strahlten die ÖFB-Spieler mit der Sonne um die Wette. Gegenseitig wurden sich Rosen gestreut, der Schmäh rannte, Liebesbekenntnisse wurden abgegeben und es wurde gelacht - viel gelacht. Ja fast alle haben ständig gelacht. "Wenn man zum Nationalteam kommt, habe ich noch keinen einzigen Spieler gesehen, der mit keinem Lachen da reinkommt – außer, muss ich sagen, der Hinteregger, der lacht nie.” Marco Arnautovic verzückte mit seinen Aussagen Fans und Journalisten.

Keiner kam da auf die Idee, dass diese Idylle gespielt ist. Dass Arnautovic nur den Gute-Laune-Bär spielt. Dass es hinter den Kulissen rumort. Dass es im Team mehr als einen Miesepeter gibt. Dass Friede, Freude, Eierkuchen nur ein Wortspiel beim rot-weiß-roten Lager ist.

Nach dem frühen Aus gibt es keine Spur von "Elf Freunde müsst ihr sein" oder "Gute Freunde kann niemand trennen, ...". Immer mehr Gerüchte machen die Runde, dass es in Kollers Truppe ordentlich gekracht haben soll. Teller sollen gar geflogen sein, in der Kabine soll es Wortgefechte gegeben haben. Von Grüppchenbildung ist die Rede. Der Rücktritt von Kapitän Christian Fuchs soll nicht nur familiäre Gründe haben.

Wenn Alaba, Arnautovic und Co. wahre Männer sind, dann setzen sie sich vor Beginn der WM-Quali auf ein Bier zusammen, reden sich aus, vergessen die EM und agieren nach Franz Beckenbauers Geheimrezept: "Geht's raus und spielt's Fußball!"

Michael Pipal

Island gab dem Fußball einen Teil seiner Faszination zurück

Das Sommermärchen ist zu Ende. Frankreich spielte den bösen Wolf und biss Island beim 5:2-Kantersieg im Viertelfinale aus dem Turnier. Irgendwie gut, weil dem Gastgeber kann das eh keiner übel nehmen. Hausrecht quasi. Wir nutzen die Gelegenheit, um Island noch einmal Dankeschön zu sagen. Der David von der Vulkaninsel bot nicht nur den kickenden Goliaths Paroli, sondern gab dem Fußball auch ein Stück Faszination zurück.

Gemeinsam statt einsam: Der Star ist die Mannschaft. Ein Hochbegabter war im 23-Mann-Kader der Insel-Kicker nicht auszumachen. Die Elf von Trainer Lars Lagerbäck - der wohl prominenteste Name im 44 Millionen Euro teuren Aufgebot - kam über das Kollektiv ins Spiel bzw. ins Turnier. Keine Häuptlinge sondern Fußball-Indianer, die sich die Arbeit gegen den Ball und gegen den Gegner auf die Fahnen geheftet hatten. Geradlinig. Nüchtern. Gewürzt mit einer Riesenportion Leidenschaft. Das brachte Cristiano Ronaldo und die Portugiesen ebenso zum Verzweifeln wie Österreich und England. 

Huh! Ein einziges Wörtchen reicht, um dem Gegner und dem eigenen Anhang gleichermaßen eine ordentliche Gänsehaut zu verpassen. Da braucht es keine untergriffigen Beleidigungen, Leuchtraketen oder Böller, um der eigenen Mannschaft zu zeigen, dass die Fans hinter ihr stehen. Der zwölfte Mann verlieh Island ungeahnte Kräfte. Neben Nordirland (Will Grigg's on fire) und Irland (die für alles und jeden ein Liedchen sangen, alten Menschen Reifen wechselten und ein Baby in den Schlaf grölten) die Nummer eins auf der Tribüne.

Debütantenball: Was war vor Beginn der Europameisterschaft über dieses Turnier nicht geschumpfen worden. Zu viele Mannschaften! Zu komplizierter Modus! Zu viele kleine Teams! Darüber wird sich nach dem Schlusspfiff der EURO am 10. Juli garantiert niemand mehr beschweren. Island stieß bis ins Viertelfinale vor, mit Wales steht ein weiterer EM-Debütant sogar im Halbfinale. Die Fußballzwerge probten erfolgreich den Aufstand und gaben auf dem Platz die Antwort auf die Frage, was sie in Frankreich verloren haben.

Günter Almberger

Ein einfaches Spiel - und am Ende gewinnen die Deutschen

Madrid oder Mailand - Hauptsache Italien. Gespielt wurde dann gestern allerdings in Bordeaux. Kein Auftakt nach Maß also. Und doch begann das Spiel bei Null. Es war nicht einmal ein Sechs-Punkte-Spiel, aber es ging um siegen oder fliegen. Wie immer dachten sich die Italiener, dass hinten die Null stehen muss. Tat sie aber nicht. War eine Eins, ein gewisser Buffon.

Schnell wurde den Italienern klar: Es gibt keine kleinen Gegner mehr - Philipp Lahm hatte seine Team-Karriere beendet. Über den Kampf wollten sie ins Spiel kommen, internationale Härte war angesagt. Das Spiel lebte eindeutig von der Spannung. Klar, ein Tor hätte dem Spiel gut getan. Flach spielen, hoch gewinnen - Fehlanzeige! Fußball ist eben reine Kopfsache. Auch wenn Özil dann per Fuß zur Führung traf. Das Gegentor fiel zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt.

Spätestens jetzt war für die Azzurri klar: Das Runde muss ins Eckige! Egal wie. Gut, dass der Schiedsrichter immer recht hat. Daher pfiff er Elfer gegen Deutschland. Es war ja nicht die Hand Gottes, sondern die von Boateng. Ausgleich! Aber den hätte sogar meine Oma gemacht.

Ein Spiel dauert 90 Minuten. Eigentlich. Abgerechnet wird aber am Ende. Das sind dann nicht 90, auch nicht 120 Minuten, sondern auch noch ein Elfmeterschießen. Der Gefoulte sollte nie selbst schießen, ist aber beim Elferschießen irgendwie schwierig.

Und wie immer hatte die englische Legende Gary Lineker recht: "Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten einem Ball nach und am Ende gewinnen immer die Deutschen!"

Günter Almberger

Ein Sommer wie damals ...

"Wunder gibt es immer wieder" - das wusste Katja Ebstein schon beim Eurovision Song Contest 1970. Sportlich gesehen dauerte es bis zur EURO 1992 bis tatsächlich eines eintrat. Dänemark verpasste die Qualifikation für die EM-Endrunde in Schweden. Doch weil Jugoslawien wegen des Bürgerkriegs ausgeschlossen wurden, reisten die dänischen Kicker (Zweiter in der Quali-Gruppe) der Legende nach mit Badelatschen vom Urlaubsstrand zum Turnier. "We are red, we are white, we are danish dynamite", hallte es dann durch die Stadien. Der Rest ist Geschichte. Dänemark panierte im Finale Deutschland 2:0. Ein Europameister, den niemand annähernd auf dem Zettel hatte.

Nicht weniger überraschend waren die "Vorkommnisse" zwölf Jahre später im Sommer 2004. Griechenland, das gefühlt elf Verteidiger auf dem Feld hatte, mauerte sich in Portugal zum EM-Titel. Im Finale erzielte ein gewisser Angelos Charisteas das Goldtor gegen die Hausherren: "Heute müssen alle Griechen feiern, egal ob in Deutschland, Australien oder sonst wo. Das ist ein einmaliger Moment, den viele von uns nicht noch einmal erleben werden. Das ist der beste Augenblick meines Lebens. Viele werden sich wundern, wie wir das geschafft haben. Ich bin stolz, dass ich ein Grieche bin."

Zwölf Jahre später wundert sich die Fußball-Gemeinde erneut und wartet auf das nächste Fußball-EM-Wunder. Kandidaten sind dieses Mal noch zwei im Rennen: Wales und Island. Viel fehlt nicht mehr zur Sensation und wir haben wieder einen Sommer wie damals ...

Abbildung von: Ein Sommer wie damals ...
Günter Almberger

Austropop-Legenden schlagen das Viertelfinal-Duell

Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht. Das ganze Frühjahr, ach was, das ganze Jahr regierte bei mir die Vorfreude auf die EURO. Erst wurden die Wochen gezählt, dann die Tage. Der Anpfiff zum Fußball-Highlight des Jahres war kaum mehr zu erwarten. 

Endlich ging es los! Doch die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten. Erst Österreichs Pleite gegen Ungarn, ein kurzer Hoffnungsschimmer gegen Portugal und nach Island hieß es schon wieder Aurevoir! Wenig später auch noch "Brexit II" vom Herzensteam England im Achtelfinale gegen Island. Schon wieder diese verd... Isländer!

Die Luft ist raus! Die Euro? Kann mir gestohlen bleiben! Bestes Beispiel gestern Abend: Das erste Viertelfinalspiel stand mit Polen gegen Portugal auf dem Programm. Ein Pflichttermin. Eigentlich. Doch anstatt um Punkt 21 Uhr dem Anpfiff des Schiedsrichters entgegenzufiebern, lauschte ich lieber den Austropop-Legenden von STS auf "ServusTV" bis zum Ende. Da waren schon 15 Minuten gespielt, das 1:0 der Polen verpasst - Einzelschicksal.

Was blieb von den restlichen 105 Spielminuten und dem anschließenden Elfmeterschießen? Jede Austropop-Legende-Doku hätte dieses Viertelfinalspiel geschlagen - mit Sicherheit! 

Abbildung von: Austropop-Legenden schlagen das Viertelfinal-Duell
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