WARNUNG: Sie verwenden einen veralteten Webbrowser (Internet Explorer), der von www.tt.com nicht mehr unterstützt wird. Auch aus Sicherheitsgründen sollten Sie auf einen modernen Webbrowser wechseln. > mehr erfahren
Story Icon
liveticker

Gamescom-Tagebuch

In der Hauptstadt der Gamer: Die TT auf der Gamescom

Jedes Jahr wieder trifft sich alles, was in der Welt der Videospiele Rang und Namen hat, in Deutschland. Auf der größten Videospielmesse der Welt, der Gamescom in Köln, werden heuer 500.000 Besucher erwartet. Die neuesten Spiele und Technologien werden vorgestellt, Entwickler tauschen sich untereinander aus und Fans bekommen die Möglichkeit, noch nicht erschienene Titel selbst auszuprobieren. 

Mittendrin: TT-Redakteur Lukas Schwitzer. In seinem Tagebuch erzählt er vom Messe-Alltag, von großartigen Ersteindrücken und von den Menschen auf der Messe.

Weniger anzeigen

Live am Ticker

Lukas Schwitzer
Live

Blick in die virtuelle Zukunft

Die weltgrößte Videospielmesse Gamescom bietet Einblicke in die Zukunft des Spielens. Und diese führt heuer stärker denn je in die virtuelle Realität. Die Trends der Messe im Überblick.

Das Massenphänomen Gaming

Inzwischen wird mit Videospielen bereits deutlich mehr Umsatz gemacht als mit Kinofilmen.

Tag 3: Das Warten als Prestigegewinn

Entgegen anderen Vermutungen muss man keineswegs ein großer Zocker sein, um sich auf der Gamescom gut amüsieren zu können. Das Angebot an Unterhaltung wird von Jahr zu Jahr größer, für (fast) jeden ist etwas dabei. Du willst Paintball oder Lasertag spielen? Geht, beides. Du willst schöne Kostüme bewundern und echte Talente beim Zeichnen beobachten? Geht, natürlich. Du willst Bands, Skateboards und BMX-Bikes? Kein Problem. Du willst dich mit T-Shirts, Büchern und Comics eindecken, bis dein Rücken unter dem Gewicht nachgibt? Eine ganze Halle ist für deine Bedürfnisse eingerichtet. Du willst dich vom deutschen Militär rekrutieren lassen? Aber gerne, auch die Bundeswehr hat seit Jahren einen Stand auf der Gamescom. 

Um alles zu erleben, was die Gamescom zu bieten hat, braucht man mindestens alle vier Tage, an denen die Messe für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Will man das neue „Battlefield“ oder ähnliche Blockbuster anspielen, ist ohnehin ein ganzer Tag dahin. Die berüchtigten Schilder „Ab hier noch sechs Stunden Wartezeit“ sind kein Mythos. Campingstühle, Wasser und Spielkarten gehören für die geübte Gamescom-Expedition dazu. Zeitverschwendung? Niemals, schließlich geht es um die neuesten Spiele.

Parallel finden in der ganzen Stadt Konzerte und andere Events statt, ein „360-Grad-Ereignis“ nennen das die Veranstalter. Wohl, weil sich der Besucher konstant im Kreis drehen müsste, um nichts zu verpassen. Man will eben (fast) allen etwas bieten. Auch denen, die sich gar nicht für Spiele interessieren. Nun könnten zynische Naturen fragen, ob nicht stattdessen zwei- oder dreimal so viele Stationen für das Anspielen von „Battlefield“ angeboten werden könnten. Weniger Wartezeit, mehr Spieler und damit auch mehr Mundpropaganda. Aber Nein, es geht nicht die Erzählungen, es geht um die Bilder. Um jene, die Schilder mit der Wartezeit und dahinter wartende Menschen zeigen. Es geht auch ums Prestige. Warten Spieler auf Ihr Spiel sechs Stunden lang? Nein, eben.

Abbildung von: Tag 3: Das Warten als Prestigegewinn

Tag 2: Terror, Frauen, Tinnitus

Wie gesagt, die Gamescom ist eine eigene Welt. Aber eine, vor der auch die Realität nicht Halt macht. In diesem Jahre wird dies den Besuchern besonders drastisch klar gemacht. Nach den jüngsten Gewalttaten in Deutschland und Frankreich wurden die Sicherheitsvorkehrungen in der Kölner Messe deutlich verstärkt, noch vor dem Betreten des Geländes werden Taschen durchsucht und Gegenstände konfisziert. Lange Wartezeiten und enttäuschte Gesichter sind die Folge. 

Denn eine der Sicherheitsmaßnahmen trifft viele Spielefans tief im Herzen: Die Cosplayer, die mit ihren fantasievollen Verkleidungen Farbe und großes technisches Talent in die Messe bringen, dürfen sich nicht mehr bewaffnen. Attrappen von Schusseisen und Schwertern sind heuer nicht erwünscht, um andere Besucher nicht zu beunruhigen. Schade, dass ein liebgewonnenes Hobby vieler Menschen ebenfalls zumindest zum Teil Terroristen zum Opfer gefallen ist.

Im Messebetrieb hingegen lässt sich jedes Jahr aufs Neue gesellschaftlicher Fortschritt finden. Frauen sind in der immer männerdominierten Gaming-Welt immer präsenter und müssen nicht wie in früheren Jahren nur als optischer Aufputz dienen. Immer noch sind es deutlich mehr Männer als Frauen, die in der Branche arbeiten und diese Messen aufsuchen, doch es werden jedes Jahr mehr. Auch hier bestätigen Ausnahmen allerdings die Regel der Gleichberechtigung, die Spieleindustrie ist weit weg von perfekt. Die vereinzelten Gruppen von jungen Frauen, die in engen Spandex-Anzügen und mit lasziven Blicken für Produkte werben, werden inzwischen aber eher milde belächelt. Längst bilden sich nicht mehr Trauben pubertierender Burschen, um sich bezirzen zu lassen. Die wandelnden Klischees werden immer weniger.

Alle diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, während ich mir zwischen zwei Präsentationen ein Mittagessen aus schwarzem Kaffee und Gummibärchen bei Publisher 2K gönne. Von den Vorstellungen der Titel „Horizon: Zero Dawn“ und „Detroit: Become Human“ bei Sony klingeln mir noch immer die Ohren. Lautstärke ist auf der Gamescom etwas, das prinzipiell bis auf Stufe 11 aufgedreht wird. Je lauter, desto besser – denn Lautstärke ist gleich Spaß. Scheinen zumindest viele Aussteller zu denken. Der staatliche Gehörschutz ist – anders als der Kampf gegen den Terror – noch nicht bis in die Hallen der Gamescom vorgedrungen.

Tag 1: Der Weg nach Eldorado

Auf dem Weg nach Köln ist der Sog der Gamescom unverkennbar. An den Bahnhöfen von München, Frankfurt, ja sogar in Innsbruck finden sich Menschen mit Videospiel-Shirt, Videoausrüstung und anderer Messeausstattung. Obwohl der offizielle erste Tag der Messe, der Mittwoch, nur Presse- und Fachbesuchern vorbehalten ist, auch die Profis können ihre Aufregung nicht verbergen. Die Gamescom ist etwas Besonderes, etwas Einzigartiges – zumindest in Europa.

Eine Möglichkeit, ein geliebtes Hobby mit Gleichgesinnten zu teilen, die Begeisterung der Menschen zu fühlen, ausgeklügelte Kostüme zu bewundern und –natürlich – noch nicht erschienene Spiele selbst zu testen. Sehen wir einmal ab von Dingen wie vollen und heißen Hallen und Gängen, Wartezeiten von bis zu sechs Stunden und ähnlichen Umständen, die den Geduldsnerv auch des engelsgleichsten Spielers strapazieren würden, muss trotzdem gesagt werden: Die Gamescom ist ein Eldorado für Gamer, ein Treffpunkt für Fans und Freaks, die Hauptstadt der Spielewelt.

In einem Hotel am Clevischen Ring in Köln ist fast jedes Zimmer von Besuchern der Messe besetzt. Die wenigen Touristen, die gerade diese Woche für ihren Aufenthalt in der Stadt gewählt haben, blicken ratlos um sich, während professionelle Gamer-Teams aus der ganzen Welt vor dem Eingang ihre letzten Strategien in den Turnieren besprechen, welche die Messe begleiten. Wie Profi-Sportler tragen die Zocker ihre Namen und Sponsoren auf ihren T-Shirts, hinzu kommen ihre Positionen etwa in ihrem „League of Legends“-Team. Begriffe wie Support, Tank oder Jungler verwirren Nicht-Eingeweihte aber noch mehr. Es ist eine eigene Welt, die nach ihren eigenen Regeln und mit ihren eigenen Begriffen lebt. Die Stadt am Rhein ist komplett in diese Welt übergetreten, zumindest für diese Woche. Lasst die Spiele beginnen!

Offizielle Homepage: http://www.gamescom.de

Abbildung von: Tag 1: Der Weg nach Eldorado
Mehr Beiträge laden
Gamescom-Tagebuch