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Bischof im Chat

Innsbrucker Bischof Glettler im TT-Chat

Nach seinem Chat-Debüt im Dezember beantwortete Innsbrucks Bischof Hermann Glettler am Freitag im Chat auf TT.com von 10 bis 11.30 Uhr wieder die Fragen der TT-Leser.

Hier können Sie alle Fragen und Antworten nachlesen.

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Ticker Beendet

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Frage

Wie verbringt ein Bischof die Fasten- bzw. Osterzeit?

Hermann Glettler:

Relativ normal. Ich habe mir vorgenommen, auf Fleisch und Alkohol zu verzichten. Leider bin ich beim Fasten aber kein Weltmeister. Das Scheitern gehört zumindest bei mir auch dazu.

Ostern ist für mich ein wunderschönes Fest. Es schmeckt für mich immer nach Aufbruch und Leben. Die Osternacht werde ich auswärts feiern. Das Osterhochamt selbstverständlich im Dom.

Frage

Ihre liberale Kunstsinnigkeit in Ehren – wie halten Sie es mit einer „liberalen“ Haltung in der Frauenfrage? Wird es nun bald zumindest das Diakonenamt für Frauen geben? Wie sieht es – aus Ihrer Sicht – insgesamt mit der Öffnung der Ämterlaufbahn für Frauen aus?

Hermann Glettler:

Diese Frage wird immer öfter und direkter gestellt, weil viele eine Ungleichheit beobachten. Für das Diakonat der Frauen setze ich mich deutlich ein. Eine generelle Öffnung der Weiheämter für Frauen hat jedoch in unserer Kirche, so wie auch in den Kirchen des Ostens und in den altorientalischen Kirchen, keine Tradition. Ich denke, dass wir also insgesamt in dieser Fragestellung aufmerksam vorangehen sollten. Als Bischof ist mir der Dienst der Einheit übertragen worden. Diese darf nicht gefährdet werden.

Frage

Lieber Herr Bischof! Viele Menschen, zu denen auch ich mich zähle, machen sich Sorgen um den allzu rasch fortschreitenden Klimawandel und dessen Auswirkungen auf unsere Umwelt, besonders auch darüber, wie wir die Welt unseren nachfolgenden Generationen hinterlassen werden.

Ich habe mit großer Aufmerksamkeit die Nachhaltigkeitsstrategie der Diözese Innsbruck gelesen, die mir sehr gut gefällt.

Ich möchte Sie nun fragen: Wie wichtig ist Ihnen persönlich die konkrete Umsetzung dieser Strategie bei uns?

Gibt es schon aktiv gelebte Ansätze, um die Strategie im Sinne einer christlich wahrgenommenen Schöpfungsverantwortung umzusetzen?

Wie sollen die Pfarrgemeinden damit umgehen? Und brauchen Sie Unterstützung dabei (fachlich, Netzwerkarbeit, Projekte, Dialog)?

Hermann Glettler:

Sie sprechen mir mit Ihrer Frage aus dem Herzen. Jede Unterstützung in diesem zentralen Anliegen ist willkommen. Ja, es braucht viele Netzwerke für das Leben! An unserer Antwort wird sich entscheiden, ob wir unseren Globus in die finale Erschöpfung treiben oder tatsächlich auch für die nächsten Generationen noch ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Wir müssen vom Reden ins Tun kommen. Jeder Tag sollte ein Tag "for future" werden.

Wir versuchen in der Diözese sehr konkrete Maßnahmen - betreffend Mobilität, Energieeffizienz, Müllvermeidung, bewusstes Einkaufsverhalten, u.a. - umzusetzen. Auch die Pfarren wollen wir auf diesem Weg einer bewussten Schöpfungsverantwortung unterstützen. Sie können individuell in Zukunft auch Mitglied im Klimabündnis Tirol werden. Die Diözese Innsbruck ist es seit vorigem Jahr.

Frage

Ich bin Religionslehrerin und aus Überzeugung Tierschützerin. Es gibt viele Mitstreiter, die den oft unwürdigen Umgang mit den Tieren, vor allem den sogenannten Nutztieren, zu Recht verurteilen. Leider gibt es viele kritische Stimmen, die der Kirche eine Mitschuld bzw. sogar die Hauptschuld an diesen prekären Zuständen anlasten, da Sie (die Kirche) sich nicht eindeutig zugunsten der Würde unserer Mitgeschöpfe positioniert.

Was soll ich diesen Menschen, die sich so wie ich für einen besseren Umgang mit unseren Nutztieren engagieren, antworten?

Hermann Glettler:

In dieser Frage von einer Hauptschuld der Kirche zu sprechen, ist mit Sicherheit übertrieben. Mit Recht aber weisen Sie darauf hin, dass wir uns deutlicher für den Schutz der Tiere, bzw. insgesamt der Umwelt einsetzen sollen.

Ganz klar muss unsere Position für eine artgerechte Tierhaltung noch klarer hörbar sein. Wir müssen auf den Wahnsinn der unnötigen Massentiertransporte quer durch Europa hinweisen und auch noch einige andere Fehlentwicklungen ansprechen, die zum Tierleid beitragen.

Als Fleischkonsumenten sollten wir auch bereit sein, einen fairen Preis für das Fleisch zu bezahlen. Wenn im Kaufverhalten an oberster Stelle der "Schnäppchenpreis" steht, dann ist die Fortsetzung der Fleischindustrie, die Billigware auf den Markt wirft, vorprogrammiert. Unsere lokale Landwirtschaft so gut wie möglich zu stützen, ist ein Gebot der Stunde. Wir schulden das auch den Bauern unseres Landes. Ich weiß, wovon ich spreche, weil am Hof meiner Eltern Biofleisch erzeugt wird. Das ist eine schöne, aber mühsame Arbeit - leider extrem schlecht entlohnt.

Frage

Kann man sich schon zu Lebzeiten hundertprozentig sicher sein, dass man gerettet wird und in den Himmel kommt. Wenn ja: Wie kommt man dahin?

Hermann Glettler:

Gerade nicht eine Frage, die eine Lockerungsübung zulässt. Sie fragen nach dem Ganzen.

Ich möchte ein paar wichtige Wegmarkierungen für den "Weg in den Himmel" nennen:

Es ist wichtig im Leben mit Vertrauen unterwegs zu sein. Jesus hat uns wiederholt gesagt: "Habt keine Angst. Ich gehe mit Euch und gehe Euch auch voraus." Das sagt auch der Auferstandene den verzagten Jüngern.

Für unser Mensch- und Christsein ist es entscheidend, dass wir uns solidarisch mit ganz vielen verbünden. Es gibt ein afrikanisches Sprichwort, das mir wahnsinnig gut gefällt. Es lautet: "Niemand kommt allein in den Himmel. Du musst immer dein Dorf mitnehmen."

Mit Himmel meinen wir nicht den "Sky", sondern eine höchst beglückende Lebensgemeinschaft mit Gott. Diese definitive Destination unseres Lebens ist ein Geschenk. Man kann sich den Himmel nicht verdienen. Er ist keine Belohnung für die Braven und Frommen, sondern für uns alle eine totale Überraschung. Ich freue mich schon darauf!

In unserer Zeit ist es jedoch enorm wichtig, den ethischen Anspruch zu betonen: Es ist nicht egal, wie wir leben. Wir werden nicht am Ende des Tages aus dem Sandkasten geholt - ohne Relevanz, ob jemand permanent alles zerstört hat, was andere aufgebaut haben, oder sich konstruktiv verhalten hat. Jeder von uns hat die Verantwortung, mit seinem Leben eine positive Spur zu hinterlassen.

Also, entschuldigen Sie die Ausführlichkeit meiner Antwort: Anstelle von Sicherheit geht es um Vertrauen!

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