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Wahlstudio 2019

Das Wahlstudio 2019 aus der Wiener Hofburg

„Sechs Zeitungen auf Sendung“ hieß es auch an diesem Wahlsonntag wieder aus der Wiener Hofburg. Wie bereits bei vergangenen Wahlgängen bündelten Tiroler Tageszeitung, Kleine Zeitung, Salzburger Nachrichten, Oberösterreichische Nachrichten, Vorarlberger Nachrichten und Die Presse ihre Kompetenzen und stellten gemeinsam eine mehrstündige Livestream-Sendung mit Interviews und Analysen zusammen.

30 Köpfe zählte das Team, davon 18 Journalistinnen und Journalisten, die moderierten und präsentierten, an der Organisation mitwirkten, kommentierten (Chefredakteure und Innenpolitikchefs) und in den Außenstellen bei den Parteien im Einsatz waren.

Mehr als 30 Gäste traten ab 16.45 Uhr im Wahlstudio19 (so lautete auch der Hashtag auf Twitter) auf. Den Auftakt machten Politikberater Peter Plaikner und Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle.

Jungpolitiker aller Parteien kamen ebenso zum Interview mit den Bundesländerzeitungen wie die an Jahren erfahrenen Politiker Franz Fischler (ÖVP), Andreas Mölzer (FPÖ) und Irmgard Griss (NEOS). Mölzer, früherer blauer Mastermind, kann sich als Koalitionsvariante etwas „völlig neues wie in Dänemark“ vorstellen, genauer gesagt „eine konservative Minderheitsregierung, die von einer Rechtspartei unterstützt wird“. Denn er könne sich nicht vorstellen, dass Sebastian Kurz seinen Weg mit den Grünen fortsetze.

Der alte und wohl neue Kanzler, der wie alle anderen Spitzenkandidaten schon vor den TV-Diskussionen in das Wahlstudio19 gekommen war, erklärte, er wolle noch nicht über Koalitionen spekulieren. „Das Vertrauen in mich bedeutet große Verantwortung und ich werde deshalb besonnen darauf reagieren“.

Johannes Stangl von Fridays for Future sah ein „ganz klares Handlungssignal an die künftige Regierung. Der nationale Energie- und Klimaplan muss unbedingt nachgebessert werden. Unser dringlicher Appell lautet, da nicht in Stillstand zu verfallen“.

Mit Stefan Löwenstein von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Klaus Trömpers (Deutsche Welle) gab es für die Wahlstudio19-Zuseher auch Einschätzungen zweier Auslandskorrespondenten.

Hier gibt's die Sendung zum Nachschauen:

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Es geht los!

Innenpolitikredakteure analysieren zu Beginn in aller Kürze den Wahlkampf.

"Die Grünen haben das letzte mal eigentlich kein Thema gehabt, diesmal war das Klimathema zentral. Dass zwei Tage vor einer Nationalratswahl eine weltweite Klimademonstration stattfindet, ist ein Jackpot für die Grünen",

sagt etwa TT-Redakteur Michael Sprenger. Oliver Pink von der Presse sieht auch das schlechte Gewissen vieler Wähler, dass die Grünen aus dem Nationalrat geflogen waren, als Grund für grüne Stimmen. Auch die Schwäche der SPÖ helfe den Grünen, ergänzt Alexander Purger von den Salzburger Nachrichten.

Letzterer war auch überrascht, dass sich Hofer und Kickl mit der "Good cop, bad cop"-Strategie nicht zerstritten im Laufe des Wahlkampfes.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner habe sich gesteigert, meint Oliver Pink. Kurz habe sich erst spät gesteigert. Hofer habe für die FPÖ gerettet, was zu retten war nach dem Ibiza-Video. Meinl-Reisinger hat hingegen TT-Redakteur Sprenger gut gefallen: "Es ist kein Loch entstanden bei den NEOS" nach dem Abgang von Matthias Strolz, so Sprenger.

Was sagt uns die erste Hochrechnung?

Das Ergebnis der ÖVP und Sebastian Kurz sei überraschend stark, so Oliver Pink von der Presse. Die FPÖ hingegen blicke einem Fiasko entgegen. Bei den größten Themen sei die SPÖ nicht die glaubwürdigste.

Alexander Purger von den Salzburger Nachrichten rechnet mit Sondierungsgesprächen auch mit der SPÖ, die dann jedoch zu keinem Abschluss führen dürften. Die Partei sei immerhin über 20 Prozent geblieben.

TT-Redakteur Michael Sprenger sieht eine "formidable Ausgangsposition für Sebastian Kurz". Eine neue türkis-blaue Koalition schließt er aus, ebenso eine neue große Koalition. Eine Minderheitsregierung sei nicht ausgeschlossen, ebenso nicht eine türkis-grüne Koalition oder eine türkis-grün-pinke.

Können Wahlkarten noch etwas verändern?

Politikwissenschafterin Kathrin Steiner-Hämmerle erklärt, dass Briefwähler und Wahlkarten noch etwas verändern könnten. Dies sei bereits einberechnet, jedenfalls dürften Grüne und ÖVP - die großen Gewinner des heutigen Abends - nichts mehr verlieren.

Politikberater Peter Plaikner meint, durch die großen Städte und die Wahlkarten könne die SPÖ ihre Niederlage möglicherweise noch mindern. In den letzten Tagen seien noch viele Stimmen von FPÖ zu ÖVP gewandert sein - vor allem wegen der Spesenaffäre rund um Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache.

Kommt jetzt Schwarz-Grün?

Die Situation sei für Sebastian Kurz ideal, so Steiner-Hämmerle. Er könne zwischen drei Partnern wählen. International sei als Signal eine Koalition mit den Grünen am wahrscheinlichsten, allerdings gebe es thematische Schwierigkeiten.

Das könne dennoch funktionieren, würden Beispiele zeigen, meint Plaikner mit Verweis auf grüne Regierungsbeteiligungen im Westen Österreichs.

Junge Mandatare von ÖVP, SPÖ und FPÖ kommentieren Wahlergebnis

JVP-Obmann Nico Marchetti spricht im Wahlstudio der TT und der Bundesländerzeitungen von einem Jubeltag. Die Volkspartei stelle nach diesem Ergebnis den "Führungsanspruch".

Eva-Maria Holzleitner sprach von einer schweren Aufgabe für die SPÖ, der Übergang von Vorgänger Christian Kern zu Rendi-Wagner sei nicht reibungslos verlaufen. Der Wahlkampf sei jedoch gut verlaufen. Man könne es nicht an einzelnen Punkten festmachen, warum das Ergebnis nicht besser geworden sei.

Petra Steger von der FPÖ meinte, man müsse Konsequenzen ziehen. Man habe Fehler gemacht und müsse sich jetzt neu aufstellen. Man wolle nun "die größte Wählerrückholaktion der Geschichte" starten. Was an den Vorwürfen gegen Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache dran sei, müsse man erst prüfen. Sie kritisierte, dass "alte Geschichten" kurz vor der Wahl "medial hochgekocht" worden seien.

Hamann (Grüne) jubelt über gutes Ergebnis

Sibylle Hamann von den Grünen hat ein "dringendes Bedürfnis" im Wahlkampf gespürt - auf eine neue Politik und eine Rückkehr der Grünen ins Parlament. Die Grünen setzen sich seit Jahrzehnten für eine ökologischere Politik ein. Man sei nun an einem Gabelpunkt in der Geschichte.

Dass man nahe an die FPÖ herangerückt sei, habe sie vor kurzem noch nicht gedacht. Die FPÖ würde "zerbröseln" und die Grünen würden eine andere Art von Politik dagegensetzen,

Nehammer (ÖVP): "Historisch höchster Vorsprung"

ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer bejubelt den "historisch höchsten Vorsprung einer Partei in der Geschichte der Nationalratswahlen", so eine Reaktion im Wahlstudio. Heute sei nicht der richtige Tag für Koalitionsverhandlungen, so Nehammer auf eine mögliche neue türkis-blaue Koalition angesprochen.

Politikberaterin Glück kann sich Einigung Grüne-ÖVP vorstellen

Politikberaterin Heidi Glück meint, sie traue Grünen-Chef Werner Kogler zu, einen Kompromiss mit der ÖVP schließen zu können. Das sei Wolfgang Schüssel damals nicht möglich gewesen, weil ein stark links geprägter Parteiflügel bei den Grünen das verhindert habe.

Stefan Sengl, PR-Berater, meinte die SPÖ habe eine Zeit lang ein uneiniges und zerstrittenes Bild abgeben. Das würden die Wähler nicht gutheißen. Der Wahlkampf sei besser gewesen, aber noch nicht dort wo man hin hätte sollen. Die Fehler seien vorher passiert.

Vilimsky sieht Kickl-Hofer weiterhin als perfekte Doppelspitze

FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky ist nicht zufrieden mit dem Ergebnis, will jedoch nicht an Parteichef Norbert Hofer oder Klubchef Herbert Kickl rütteln. Dies sei eine perfekte Doppelspitze. Einen Koalitionsauftrag sieht er nicht.

Mölzer denkt ÖVP-Minderheitsregierung mit FPÖ-Unterstützung an

Ex-Bundespräsidentschaftskandidat Andreas Khol der ÖVP meint, es sei interessant dass die Salzburger ÖVP das bessere Ergebnis erzielt hätte als die Tiroler Volkspartei. Der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler meinte, man müsse was Koalitionen betrifft abwarten. Auch die Grünen hätten intern ihre Schwierigkeiten, Teile seien stark links orientiert.

Nationalratsabgeordnete Irmgard Griss (NEOS) meinte, es sei in Ordnung dass die NEOS nur geringfügig gewachsen sei. Eine Regierungsbeteiligung sei schön, aber vielleicht habe es auch Vorteile zuvor noch mehr wachsen zu können.

FPÖ-Stratege Andreas Mölzer meinte, Österreich habe nach wie vor eine Mehrheit rechts der Mitte. Die Partei werden den Absturz überleben. Man sollte in Opposition gehen um sich zu regenerieren. Vielleicht könnte man aber auch eine konservative Minderheitsregierung machen, die von einer Rechtspartei parlamentarisch gestützt werde.

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