đŸ€° Registerdaten: Schwangere mit hohem Risiko

Schwangere weisen eine deutlich höhere GefĂ€hrdung fĂŒr schwere Covid-19-VerlĂ€ufe auf. Aktuellste Daten aus einer deutsch-österreichischen Registerstudie sprechen von einem Anstieg dieses Risikos mit einem Höhepunkt um die 30. Schwangerschaftswoche. Die Omikron-SARS-CoV-2-Variante erscheint weniger gefĂ€hrlich. Die empfohlene Covid-19-Impfung schĂŒtzt laut den Zahlen gut.

▶ Ulrich Pecks (UniversitĂ€tsklinik fĂŒr GynĂ€kologie und Geburtshilfe/Kiel) und die Co-Autoren, unter ihnen Peter Oppelt (Johannes Kepler UniversitĂ€t Linz), haben ihre neue Auswertung jetzt im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht. Mittlerweile rund 160 Kliniken in Deutschland und Österreich speichern ihre Daten in das CRONOS-Register zur Untersuchung von Covid-19-Auswirkungen auf Schwangerschaft und Neugeborene ein. Die Auswertung erfolgte unter besonderer BerĂŒcksichtigung von Zeitpunkt der SARS-CoV-2-Infektion (Schwangerschaftswoche 22 und 32) und dem Impfstatus. BerĂŒcksichtigt wurden zwei Zeitperioden vom MĂ€rz 2020 bis August 2021 und zwischen JĂ€nner und Juni dieses Jahres.

▶ Insgesamt wurden die Daten von 3481 Frauen ausgewertet. Es ging um die stationĂ€re Aufnahmen infolge von Covid-19, um das Entwickeln einer LungenentzĂŒndung, notwendiger Beatmung, Intensivbehandlung, TodesfĂ€lle und FrĂŒhgeburten.

"Das Risiko war fĂŒr alle definierten Covid-19-spezifischen Ereignisse bei Erkrankung im ersten Trimester (Schwangerschaftsdrittel; Anm.) gering und nahm mit steigendem Schwangerschaftsalter bis zum frĂŒhen dritten Trimester zu", schrieben die Fachleute.

▶ So erhöhte sich die HĂ€ufigkeit einer notwendigen Spitalsaufnahme wegen Covid-19 zwischen der 22. und der 32. Schwangerschaftswoche um 40 Prozent. Die Dominanz von Omikron-Infektionen im ersten Halbjahr 2022 verringerte diese GefĂ€hrdung im Vergleich zum ersten Beobachtungszeitraum um etwa ein Drittel.

▶ Der zeitliche Ablauf: In der ersten Erhebungsperiode stieg das Risiko fĂŒr eine stationĂ€re Aufnahme innerhalb von vier Wochen nach positivem Covid-19-Test von fĂŒnf Prozent (erstes Schwangerschaftsdrittel) auf 22 Prozent (drittes Schwangerschaftsdrittel). Das Risiko fĂŒr eine Covid-19-Pneumonie erhöhte sich von weniger als zwei Prozent auf etwa 14 Prozent (Intensivstation bzw. kĂŒnstliche Beatmung: von weniger als 0,3 auf sieben Prozent). Von den vier TodesfĂ€llen unter den werdenden MĂŒttern entfielen drei auf Frauen im dritten Schwangerschaftsdrittel.

▶ Die Wissenschafter verglichen dann die beiden Beobachtungsperioden (MĂ€rz bis August 2021/JĂ€nner bis Juni 2022). Dabei zeigte sich zunĂ€chst, dass die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 auch fĂŒr Schwangere offenbar weniger risikoreich ist. Die Experten:

"Unter Ungeimpften war in Periode 2 der Anteil der wegen Covid-19 stationÀr behandelten Schwangeren um etwa ein Viertel geringer als in Periode 1. Auch hatten weniger Frauen eine Pneumonie, beziehungsweise die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung oder invasiven Beatmung, und wurden weniger Frauen wegen Covid-19 entbunden. Keine der Frauen in Periode 2 ist verstorben. Geimpfte hatten im Vergleich zu ungeimpften Frauen aus Periode 2 eine niedrigere Hospitalisations- und Pneumonie-Rate sowie eine niedrigere Wahrscheinlichkeit, wegen Covid-19 entbunden zu werden."

▶ Der von allen Expertengremien angeratene Impfschutz gegen SARS-CoV-2 schlĂ€gt zusĂ€tzlich zu Omikron zu Buche: Im Vergleich geimpfter Schwangerer gegen ungeimpfte Schwangere verringerte sich das Risiko fĂŒr eine Spitalsaufnahme im zweiten Beobachtungszeitraum weiter. Die Schutzrate betrug bei ihnen 73 Prozent. Die Wissenschafter fordern jedenfalls vermehrte Anstrengungen zu einer höheren Covid-19-Durchimpfungsrate. Diese betrug unter Schwangeren im Oktober 2021 nur 32,3 Prozent, in der gleichen Altersgruppe von nicht schwangeren Frauen hingegen bereits deutlich mehr als 70 Prozent, betonen die Autoren der wissenschaftlichen Arbeit. Das Fazit der Experten:

"Bei aller Unsicherheit in Bezug auf neue Virusvarianten und mögliche weitere Covid-19-Wellen im kommenden Herbst sollte die Zeit bis dahin genutzt werden, insbesondere Frauen im reproduktiven Alter nicht nur mit einem Impfangebot zu erreichen, sondern ihnen auch die Risiken einer SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft mit den erheblichen Konsequenzen fĂŒr das Ungeborene zu vermitteln."

▶ Zahlreiche Behörden, Gremien und internationale Fachgesellschaften (z.B. Nationales Österreichisches Impfgremium, die US-Zentren fĂŒr Krankheitskontrolle/CDC oder die deutsche StĂ€ndige Impfkommission/STIKO) sowie die EMA empfehlen die Covid-19-Impfung wĂ€hrend der Schwangerschaft. Sie soll im zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel vorgenommen werden. Umfangreiche Anwendungsbeobachtungen von mRNA-Impfstoffen bei Schwangeren haben keine Zunahme unerwĂŒnschter SchwangerschaftsausgĂ€nge gezeigt.