đŸ§Ș Antigentests am besten bei Symptomen

Seit Beginn der Covid-19-Pandemie sind Milliarden SARS-CoV-2-Tests verwendet worden. Am einfachsten sind die Antigen-Schnelltests. Doch diese erfassen eine Infektion vor allem, wenn Symptome fĂŒr eine Covid-19-Erkrankung vorliegen. Das hat jetzt eine Auswertung von rund 150 wissenschaftlichen Studien durch das sogenannte Cochrane-Netzwerk ergeben.

▶ Die Cochrane-Organisation ist seit vielen Jahren fĂŒr das BemĂŒhen um eine möglichst unabhĂ€ngige und neutrale EinschĂ€tzung von Wert und Unwert medizinischer Verfahren und Handlungen bekannt. Die Bewertungen - vor allem LiteraturĂŒbersichten - sollen Ärzten und Verantwortlichen helfen, rationale Entscheidungen fĂŒr Patienten bzw. das Gesundheitssystem zu treffen.

▶ Jacqueline Dinnes von der Test Evaluation Research Group des Instituts fĂŒr angewandte Gesundheitsforschung der UniversitĂ€t Birmingham in Großbritannien und das ĂŒbrige Autorenteam mit der Cochrane Organisation als Herausgeber haben in ihrer Analyse die Ergebnisse von 155 Test-Kohorten mit 100.462 Einzeltests auf SARS-CoV-2 - alle mittels 49 verschiedenen kommerziell erhĂ€ltlichen Antigen-Schnelltest-Kits - einfließen lassen (DOI: 10.1002/14651858.CD013705.pub3). Rund 60 Prozent der Studien stammten aus Europa. 16.822 der positiven Tests konnten bezĂŒglich vorliegender Infektion wirklich bestĂ€tigt werden.

▶ PrimĂ€r ging es um die SensitivitĂ€t der Antigentests. Unter SensitivitĂ€t versteht man den Grad der Genauigkeit, dass bei einem positiven Ergebnis auch wirklich der gesuchte Sachverhalt - in diesem Fall eine SARS-CoV-2-Infektion - vorliegt. Insgesamt ist die SensitivitĂ€t bei den Antigen-Schnelltests, bei denen das Ergebnis binnen weniger Minuten verfĂŒgbar wird, relativ gut. Das gilt aber nur fĂŒr Personen, die verdĂ€chtige Covid-19-Symptome abklĂ€ren wollen: Hier lag die Genauigkeit bei 73 Prozent. Hingegen betrug die SensitivitĂ€t bei asymptomatischen Personen mit SARS-CoV-2-Infektion nur noch 54,7 Prozent.

▶ Am besten schlagen die Tests bei Symptomen innerhalb der ersten Woche nach Beginn ihres Auftretens an: Hier liegt die SensitivitĂ€t bei 80,9 Prozent. In der zweiten Woche nach Beginn der Beschwerden war das Ergebnis nur noch in 53,8 Prozent der FĂ€lle richtig. Das dĂŒrfte mit der vorĂŒbergehend hohen Viruslast von neu Erkrankten in Verbindung stehen.

▶ Bei asymptomatischen Infizierten zeigte sich bei einem Verdacht auf eine mögliche Infektion ein SensitivitĂ€tsgrad von 64,3 Prozent. Wurden die Kits aber einfach breit in Personengruppen ohne Wahrscheinlichkeit eines zuvor erhöhten Infektionsrisikos angewendet, lag die Genauigkeit nur noch bei 49,6 Prozent. Eine SensitivitĂ€t von um die 50 Prozent Ă€hnelt einer Zufallsentscheidung.

▶ Wendet man die Erkenntnisse der Wissenschafter auf eine Personengruppe von 1000 Personen mit fraglichen Symptomen und tatsĂ€chlich bei fĂŒnf Prozent (50 Betroffene) vorliegenden SARS-CoV-2-Infektionen (PCR-bestĂ€tigt) an, sollte sich mit den Antigentests folgendes Bild ergeben: 45 positive Tests, davon fĂŒnf (elf Prozent) falsch positiv. 955 Personen wĂŒrden ein negatives Ergebnis erhalten. Von ihnen hĂ€tten jedoch zehn Betroffene Covid-19 und somit einen falsch negativen Test.

▶ Die Bandbreite bei der festgestellten SensitivitĂ€t der Antigen-Schnelltests (49) war laut den Autoren hoch. Nur sieben der Kits erreichten bei symptomatischen Personen die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderte Mindestgenauigkeit von 80 Prozent. Die Schnelltests eignen sich damit am ehesten, wenn jemand schon verdĂ€chtige Covid-19-Symptome verspĂŒrt. Danach kann ja noch immer ein PCR-Test als mögliche BestĂ€tigung oder Ausschluss einer Erkrankung erfolgen.