Das war's vom 2. AlpenKlimaGipfel auf der Tiroler Seite der Zugspitze

„Der erste Schritt für Unternehmen ist meist ein finanzieller Anreiz von außen"
Elsa Ventruba ist Geografin und Beratungsprojekten für alpS im Bereich Klimaanpassung in Forschungs- und Beratungsprojekten für Kommunen und arbeitet im EU-gefürderten Projekt „MountResilience“ mit.
„Entscheidend bei Klimaanpassungsmaßnahmen ist dabei die regionale Passung: Sie können nur wirken, wenn sie auf lokale Gegebenheiten abgestimmt sind. Dafür braucht es belastbare Daten. Der erste Schritt für viele Unternehmen ist meist ein Anreiz von außen – oft ein finanzieller. Wenn wir in zehn Jahren zurückblicken und die grüne Transformation wirtschaftlich erfolgreich ist, wäre das ein großer Erfolg. Wahrscheinlich aber braucht es dafür noch mehr Zeit – und einen langen Atem.“

„In einer sehr volatilen Welt kann man sich nur behaupten, wenn man sich als Unternehmen verändert"
Simon Meinschad ist Geschäftsführer der hollu Systemhygiene GmbH.
„In einer sehr volatilen Welt kann man sich nur behaupten, wenn man sich als Unternehmen verändert. Wenn man seine Mitarbeiter auf dem Weg der Nachhaltigkeit mitnehmen will, dann darf das nicht kompliziert sein. Die 17 SDGs haben uns dabei sehr geholfen, da sie alles inkludieren und für alle anwendbar sind.“
„Wir können nur deshalb so viele nachhaltige Produkte verkaufen, weil unsere Kund:innen das so wollen. Wir sind diesen Weg konsequent gegangen und sind damit auch erfolgreich.“
„Investitionen in den Klimaschutz rechnen sich für Unternehmen auf unterschiedlichen Ebenen. Seitdem wir in Nachhaltigkeitsthemen investieren, ist die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter:innen deutlich angestiegen.“

„Das 1,5-Grad-Ziel ist bereits überschritten"
Claudia Kemfert (zugeschaltet) ist eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin. Sie ist Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie Professorin an der Leuphana Universität Lüneburg.
„Der Klimawandel verursacht enorme volkswirtschaftliche Schäden – und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt. Trotzdem steuern wir nicht um. Dabei sind die Kosten des Handelns deutlich geringer als jene des Nichthandelns. Der Klimawandel ist Physik – mit der lässt sich nicht verhandeln. Weil wir seit Jahrzehnten CO₂ in die Atmosphäre ausstoßen, tragen wir einen schweren Rucksack, der die Klimaerhitzung weiter antreibt. Extreme Wetterereignisse nehmen deshalb in Häufigkeit und Intensität zu. Zwar wird darüber berichtet – etwa bei Hagel oder Starkregen – doch der Zusammenhang mit dem Klimawandel wird zu selten klar benannt.“
„Nichts zu tun ist viel teurer – und es wird von Jahr zu Jahr kostspieliger. Wir zahlen die Schäden des Klimawandels schon heute. Klimaforscher:innen warnen uns seit über 40 Jahren. Hätten wir damals gehandelt, wären die heutigen Kosten weit geringer. Doch wir stehen erst am Anfang: Das 1,5-Grad-Ziel ist bereits überschritten – und die Folgen unseres jahrzehntelangen CO₂-Ausstoßes werden sich in den kommenden Jahrzehnten weiter verschärfen. Selbst bei einem sofortigen Emissionsstopp würden extreme Wetterereignisse zunehmen – mit Milliardenschäden weltweit. Studien zeigen: Wenn wir nicht gegensteuern, geht das in die Billionen. Jeder Euro, den wir heute investieren, zahlt sich doppelt und dreifach aus.“

"Es ist viel teurer, nichts zu tun"
Christian Berg ist Nachhaltigkeitsexperte und Brückenbauer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft:
Eine wirtschaftlich erfolgreiche Klimawende ist gegeben, wenn nachhaltige Dinge nicht teurer, sondern günstiger, bequemer und besser werden.
Gerade im geopolitischen Kontext – mit Blick auf China und die USA – ist es für Europa extrem wichtig, zu seinen Werten zu stehen und auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu setzen. Es ist viel teurer, nichts zu tun, als etwas zu tun.
Die geopolitischen Krisen verlangen uns aktuell viel Kraft ab. Ich hoffe dennoch sehr, dass die EU den "European Green Deal" schaffen und nicht zuviel davon begraben wird. Das wird auch die Wirtschaft wieder beleben.

🏔️ Panel 12: „Klimawandel als Wirtschaftsturbo: Ist die grüne Wende ein Garant für schwarze Zahlen?“
Um 15.00 Uhr startet das letzte spannende Panel. Der Klimawandel stellt die Wirtschaft vor enorme Herausforderungen – aber auch vor neue Chancen.
Darüber diskutieren: Christian Berg (deutscher Nachhaltigkeitsexperte), Claudia Kemfert (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e. V. (DIW Berlin) | Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt, seit 2016 Mitglied des Präsidiums in der deutschen Gesellschaft des Club of Rome, 2022 Bayerischer Naturschutzpreis des Bund Naturschutz in Bayern LIVE zugeschaltet), Simon Meinschad (hollu Systemhygiene GmbH) und Elsa Ventruba (MountResilience).
Moderation: Verena Schneider

„Wenn das Gletscherwasser aber weg ist, werden wir generell weniger Wasser haben"
Till Rehm ist Umweltforschungsstation bei Schneefernerhaus GmbH.
„Zunächst braucht man einen geeigneten Boden für die Landwirtschaft. Selbst wenn die Temperatur in der Höhe gut ist, kann ich mit Staub und Schutt nichts anfangen. Zudem werden viele Arten aussterben, weil es man nach oben limitiert ist und irgendwann am Gletscher ansteht.“
„Im Sommer sind in Innsbruck 40 % des Wassers im Inn Gletscherwasser. Zunächst wird dieser Anteil natürlich steigen, wenn alles schmilzt. Wenn das Gletscherwasser aber weg ist, wird es immer weniger. Das wird mit Sicherheit ein großes Problem für die Landwirtschaft, aber auch für die Speicher und den generellen Wasserhaushalt.“

„Wir brauchen mehr integrative Ansätze"
Verena Radinger-Peer ist Assistenzprofessorin am Institut für Landschaftsentwicklung, Erholung- und Naturschutzplanung der Universität für Bodenkultur Wien.
„Es gibt viele politischen Unterstützungsmaßnahmen, die aber auch kommuniziert werden müssen, damit sich die Landwirtschaft weiterentwickeln kann. Es braucht auch die Sicherheit beim Förderwesen, damit die Planbarkeit gegeben ist. Zudem brauchen wir viel mehr integrative Ansätze, bei denen die Ressorts übergreifend zusammenarbeiten, beispielsweise in den Bereichen Raumordnung, Landwirtschaft und Wirtschaft.”

„Ich bin offen dafür, alles anzubauen, was bei uns wächst."
Romed Giner ist Gemüsebaumeister und Geschäftsführer von Giner Kartoffel& Gemüse Gmbh.
„In den vergangenen drei Jahren haben wir gute Erfahrungen mit Hagelschutznetzen gemacht – vorausgesetzt, man hat verlässliche Wetterdaten und Forschung, um die Richtung und Intensität von Unwettern richtig einzuschätzen. Der Blick nach Meran zeigt, welche Kulturen auch bei uns künftig gut gedeihen könnten. Zucchini etwa bauen wir in Tirol bereits seit über zehn Jahren an – eigentlich eine mediterrane Frucht.“
„Ich bin offen dafür, alles anzubauen, was bei uns wächst. Solange der Tourismus meine Produkte braucht, sieht meine Zukunft rosig aus.“

"Das macht schon ziemlich viel Kopfweh"
Christian Partl (Tiroler Genbank):
Frostgefahr ist für Obst relevant. Der Gemüsebereich ist eher von Starkregen und Hagel betroffen. Im Grünland gibt es Trockenschäden, d.h. Erträge und Qualitäten werden schlechter. Das macht schon ziemlich viel Kopfweh.
