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Live-Blog Koalition

ÖVP-Ermittlungen und Türkis-Grün nach der Kanzlerrochade

Mit geschönten Umfragen und erkaufter positiver Berichterstattung soll sich Sebastian Kurz 2017 ins Kanzleramt katapultiert haben. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt in der sogenannten „Inseratenaffäre“ gegen Kurz und neun weitere Beschuldigte. Seinen Platz im Kanzleramt musste Kurz räumen, er ist nun ÖVP-Klubchef.

Unter seinem Nachfolger Alexander Schallenberg ist in der türkis-grünen Koalition wieder etwas Ruhe eingekehrt. Im Schatten der ÖVP-Ermittlungen widmet man sich wieder vermehrt der Bewältigung der Corona-Pandemie und anderen tagespolitischen Themen.

📃 Die Anordnung zur ÖVP-Hausdurchsuchung als pdf-Download

👥 Die Protagonisten der ÖVP-Ermittlungen

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Österreicher wollen Kurz nicht mehr in der Politik sehen

Schallenberg wird laut einer Umfrage für APA und ATV als bester ÖVP-Kanzler gesehen. Ein Großteil der Bevölkerung wünscht sich, dass Ex-Kanzler Kurz die Politik ganz verlässt.

Mehr dazu:

Kogler traf Kurz zu "konstruktivem Gespräch"

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) ist mit Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zum bereits länger angekündigten persönlichen Gespräch zusammengetroffen. Die Unterredung fand bereits Freitagnachmittag statt und soll konstruktiv gewesen sein. Wie es aus dem Büro Koglers auf APA-Anfrage hieß, gehörten zu den inhaltlichen Schwerpunkten Corona, Steuerreform und Wirtschaftsaufschwung.

▶️ Der Grünen-Bundessprecher und der ÖVP-Obmann begegneten sich damit erstmals in neuer Konstellation. Denn nach dem vom kleinen Koalitionspartner indirekt erzwungenen Abgang Kurz' als Kanzler ist dieser nun als Klubchef und Obmann des größeren Koalitionspartners aktiv. Die parlamentarische Alltagsarbeit wird freilich weiter vom nunmehrigen ÖVP-Fraktionsvize August Wöginger und der Grünen Klubobfrau Sigrid Maurer erledigt.

Forscher zu Causa Kurz: "Demokratisierung ist das Gegengift zu Männerbünden"

Erziehungswissenschafter Paul Scheibelhofer forscht zu Männerbünden. Die derzeitige Krise lege offen, wie diese die Gesellschaft vergiften. Beteiligung laute der Ausweg.

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📽️ Video | Koalition unter Druck

Die türkis-grüne Beziehung wird nach der Regierungskrise erneut auf die Probe gestellt. Denn die Grünen wollen sich beim sogenannte "ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss" aktiv beteiligen. Könnten doch bald Neuwahlen folgen?

Bures will Sobotka wegen U-Ausschuss-Vorsitz nichts raten

Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) will Präsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) nicht dreinreden, ob er den Vorsitz im kommenden U-Ausschuss zu den diversen Affären im Nahbereich der ÖVP übernehmen soll:

"Er entscheidet, ob er meint, den Ausschuss führen zu können",

meinte sie am Sonntag in der ORF-Sendung "Hohes Haus". Bures selbst wäre bereit, im Fall eines Verzichts den Ausschuss zu führen. Sie habe schließlich schon über 100 U-Ausschuss-Sitzungen geleitet.  

▶️ Die Opposition hatte sich zuletzt skeptisch gezeigt, ob Sobotka als ÖVP-Politiker den Vorsitz übernehmen soll. Auch der Koalitionspartner Grüne empfahl mehr oder weniger direkt einen Verzicht. Sobotka selbst hat sich noch nicht festgelegt. An sich fällt ihm von der Verfahrensordnung her der Vorsitz zu. Verzichtet er, kommt automatisch die Zweite Präsidentin, also Bures, zum Zug.

📽️ Video | Bures in "Hohes Haus" über Lage der Koalition

Umfrage sieht ÖVP im freien Fall

Die Kanzlerpartei liegt in einer Umfrage für APA und ATV gleichauf mit der SPÖ. In der Kanzlerfrage liegt der neue Amtsinhaber Schallenberg (ÖVP) nur knapp vor FPÖ-Chef Kickl.

Mehr dazu:

Analyse: ÖVP muss auf Skala der politischen Sauberkeit punkten

Die Grünen müssen Druck für Verschärfungen des Parteiengesetzes machen. Aber auch die Türkisen brauchen dringend gute Nachrichten.

Zum Leitartikel:

RH-Präsidentin will schärfere Regeln für Parteifinanzen, ÖVP zurückhaltend

Neben im Regierungsprogramm vereinbarten Punkten – etwa die Rechnungshof-Prüfung der Parteien, eine flotte Wahlkampfkostenbilanz und die Offenlegung der Schulden – bringt der von Rechnungshof-Präsidentin Kraker vorgelegte Entwurf auch Überraschungen.

Mehr dazu:

Leitartikel: Wenn der Kleine zum Großen wird

Ob der ÖVP-Affäre haben sich die Machtverhältnisse in der Regierung gedreht. Von den Grünen sind die Türkisen nun abhängig. Den Bruch der Koalition kann sich die Kanzlerpartei politisch nicht leisten.

Zum Leitartikel:

📽️ Video | Hanger attackiert SPÖ: "Scheinheiligkeit und Doppelmoral"

Der ÖVP-Abgeordnete Andreas Hanger ist am Donnerstag ausgerückt, um der SPÖ "Scheinheiligkeit und Doppelmoral" in der Debatte um die Inseratenpolitik in Österreich vorzuwerfen. Scheinheilig sei es, wenn man etwas kritisiere und selber praktiziere. Doppelmoral sei es, wenn man etwas kritisiere und seit Jahren davon profitiere. Beides würde auf die SPÖ zutreffen, meinte Hanger und rief gleichzeitig zur "Sachlichkeit" auf.

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Die Protagonisten der ÖVP-Ermittlungen

Ein Überblick über jene Personen, gegen die in der neuen Inseraten-Affäre ermittelt wird.

📍 Sebastian Kurz: Gegen den heutigen Bundeskanzler und ÖVP-Obmann wird wegen Untreue und Bestechlichkeit ermittelt. Der größte Teil der Vorwürfe stammt aus einer Zeit, als Kurz noch das Außenministerium leitete und quasi am Sprung zur Parteispitze war.

📍 Thomas Schmid: Auch Schmid wird wegen Untreue und Bestechlichkeit verfolgt. Der spätere ÖBAG-Chef lieferte mit seinen Chats auch in dieser Causa die Basis für die Ermittlungen. Zum Zeitpunkt der Geschehnisse war er Kabinettschef bzw. Generalsekretär im Finanzministerium. Heute ist er nach seinem Abgang aus der Staatsholding nicht mehr im öffentlichen Bereich tätig.

📍 Johannes Pasquali: Johannes Pasquali war schon zur Zeit der inkriminierten Vorgänge Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Finanzressort. Der frühere Freiheitliche ist seit rund fünf Jahren Bezirksobmann der ÖVP in Wien-Wieden. Auch gegen ihn wird wegen Untreue und Bestechlichkeit ermittelt.

📍 Johannes Frischmann: Der heutige Sprecher von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) war zu Beginn der Vorgänge, die die Staatsanwaltschaft verfolgt, noch als Pressesprecher im Finanzressort tätig.

📍 Gerald Fleischmann: Fleischmann hat eine lange Karriere als Pressesprecher hinter sich, wobei er unter anderem die Medienabteilung der Volkspartei leitete. Schon beim Einstieg von Sebastian Kurz ins Regierungsgeschäft diente er als sein Sprecher, später im Kanzleramt auch als stellvertretender Kabinettschef. Heute ist er Leiter der Stabstelle Medien im Bundeskanzleramt.

📍 Stefan Steiner: Steiner gilt als der Prototyp des Mannes im Hintergrund. Als Spitzenbeamte im Integrationsbereich war er über viele Jahre enger Weggefährte von Sebastian Kurz. 2017 wechselte er für einige Monate als Generalsekretär in die ÖVP-Zentrale. Seit 2018 ist er strategischer Berater der Volkspartei und ist in so gut wie alle wichtigen Entscheidungen eingebunden. Gegen ihn wird wie gegen Fleischmann und Frischmann ebenfalls wegen Bestechlichkeit und Untreue ermittelt.

📍 Sophie Karmasin: Die Meinungsforscherin war zur Zeit der untersuchten Vorwürfe als parteilose Familienministerin für die ÖVP tätig. Nach ihrem Ausstieg aus der Politik war sie wieder als Meinungsforscherin bzw. Beraterin mit einem neuen Unternehmen aktiv.

📍 Sabine Beinschab: Beinschab ist Gründerin des Marktforschungsinstituts "Research Affairs", das seit vielen Jahren die Umfragen für die "Österreich"-Mediengruppe durchführt. Laut Staatsanwaltschaft ist sie seit längerer Zeit mit der Familie Karmasin beruflich verbunden. Den Meinungsforscherinnen wird Untreue und Bestechung vorgehalten.

📍 Wolfgang Fellner: Der prominente Medienmanager und Gründer von Magazinen wie "Rennbahn Express", "Basta" und "News" ist Herausgeber der Tageszeitung "Österreich" bzw. Chef des dazugehörigen Medienkonzerns.

📍 Helmuth Fellner: Helmuth Fellner begleitete seinen Bruder bei den diversen Magazingründungen im kaufmännischen Bereich. Direkt an "Österreich" beteiligt ist er nicht, laut Staatsanwaltschaft bringt er sich über eine Beratungs-GmbH aber weiter operativ in das Geschäft ein. Den Fellner-Brüdern wird Untreue und Bestechung zur Last gelegt.

Abbildung von: Die Protagonisten der ÖVP-Ermittlungen