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LH Platter zu Rückzug: "Es ist einmal genug", Mattle der "richtige Mann"
Nach dem überraschenden Bekanntwerden seines Rückzugs aus der Tiroler Landespolitik am Sonntagabend hat LH Günther Platter am Montag nach dem Landesparteitag persönlich Stellung dazu genommen. In einer Pressekonferenz mit seinem Nachfolger Anton Mattle trat Platter in der Villa Blanka in Innsbruck vor die Presse.
◼️ Platter sprach zu Beginn von "weitreichenden Entscheidungen".
"Ich bin nun seit 14 Jahren Landeshauptmann von Tirol und habe in dieser Zeit sehr viel erlebt", erklärte Platter.
Er verwies unter anderem auf die Finanzkrise oder auf die Coronapandemie.
◼️ Tirol habe es früh und hart getroffen in der Pandemie.
"Die letzten beiden Jahre haben unser Land enorm gefordert. Wir haben versucht, die Bevölkerung gut durch die Pandemie zu bringen."
◼️ Platter glaubt, dass das der Regierung gut gelungen sei. Nicht zuletzt sei die Wirtschaft am Laufen gehalten worden. Vor allem bei der Landeshauptleute-Konferenz, als ein weiterer Lockdown und die Impfpflicht beschlossen worden sei, waren er und seine Familie mit Drohungen konfrontiert, "sogar Morddrohungen." Als die Pandemie überstanden gewesen sei, hätten sich zwei weitere Schatten auf Europa gelegt: der Ukraine-Krieg und eine enorme Teuerungswelle, die damit verbunden war, sich aber schon zuvor abgezeichnet habe. Das alles habe seine Entscheidung in den letzten Monaten beeinflusst.
◼️ Trotzdem sei in Tirol viel gelungen, wie ein Tourismuskonzept und eine Strategie für die Verkehrsüberlastung.
"Was uns besonders wichtig war, war der soziale Frieden im Land. Dass es den Kindern und Enkelkindern gleich gut geht, wie uns selbst."
◼️ Platter zählte seine bisherigen Stationen in der Politik auf, die Aufgabe als Landeshauptmann sei die schönste gewesen. Aber die vergangenen Jahre hätten an ihm genagt. Anfeindungen, Beleidigungen und Drohungen gegen ihn und sein persönliches Umfeld habe es in den vergangenen Jahren gegeben. Es habe sogar einen Autokorso gegen ihn von Innsbruck nach Zams (seine Heimatgemeinde, Anm.) gegeben, was sehr belastend gewesen sei.
"Dann überlegt man sich schon, mit 68 Jahren tut man sich das dann nicht mehr an."
Trotzdem möchte er keinen Tag als LH missen. Nach Gesprächen mit seinem Umfeld kam er zu dem Schluss, dass "jetzt der richtige Zeitpunkt ist", einen Schlussstrich zu ziehen.
"Es ist einmal genug."
◼️ Jetzt brauche es Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit und Stabilität. Der nächste Landeshauptmann sollte schon fünf Jahre im Amt bleiben. "Das ist sich bei mir nicht ausgegangen." Deshalb habe er Anton Mattle als Nachfolger und Spitzenkandidat für die kommende Landtagswahl vorgeschlagen, die einstimmig angenommen worden sei.
"Mit Anton haben wir den richtigen Mann zur richtigen Zeit",
zeigte sich Platter überzeugt. Nicht zuletzt habe Mattle große politische Erfahrung und genieße eine große Anerkennung bei der Bevölkerung aber auch parteiübergreifend.
"Man weiß wie man dran ist beim Toni Mattle, er ist authentisch",
... so Platter, der sich auf einen erfolgreichen Wahlkampf freut.
◼️ Platter will übrigens bis zur Landtagswahl, die für den 25. September anvisiert wird, wenngleich aber ncoh kein konkreter Termin feststeht, im Amt bleiben und seine Funktion "geordnet" an Mattle übergeben.
Anton Mattle: "Stolz darauf, die neue Aufgabe zu übernehmen"
"Es ist noch nicht einmal 13 Monate her, da durfte ich vor Ihnen stehen",
läutete Mattle sein Statement in Anlehnung an seine Angelobung als Landesrat ein. Er sei erst kürzlich von Platter gefragt worden, ob er als Spitzenkandidat für die Landtagswahl bereit stünde.
"Ich kann Ihnen sagen, da kann man nicht einfach ja sagen. Da muss man nachdenken, da braucht man Bedenkzeit",
... erklärte Mattle, der die Herausforderung als Landeshauptmann nicht unterschätzte.
◼️ Weil die Familie seine Entscheidung mittrage, sei es ihm letztlich leicht gefallen, diese Aufgabe zu übernehmen. Und er sei stolz darauf.
"Gerade in meiner neuen Aufgabe als Landesrat habe ich eine neue Bandbreite in der Bevölkerung kennen gelernt."
◼️ Er hob seine Stärken hervor: Seine Lebenserfahrung und die Art, wie er an Dinge herangehe, nämlich konsequent.
◼️ Mattle will als nächstes in Gespräche treten, bei denen es darum gehen soll, wann die vorgezogenen Landtagswahl sein soll. Eine Umbildung des Regierungsteams strebt er derzeit noch nicht an.
💬 Platter wollte kurzen Wahlkampf
Platter wies auf eine Medienanfrage darauf hin, dass er einen kurzen Wahlkampf für sinnvoll halte. Wie urspünglich geplant im Frühjahr 2023 zu wählen, sei angesichts der derzeitigen Situation nicht angebracht. Das würden seiner Ansicht nach auch die anderen Parteien so sehen.
◼️ Mit den Grünen habe seine Entscheidung übrigens nichts zu tun, erklärte Platter. Man habe in den letzten Jahren gut zusammengearbeitet.
◼️ Erleichtert zeigte sich Platter über die Geschlossenheit der ÖVP, die seinen Nachfolger einstimmig angenommen hätten. Die Partei will geschlossen in die Landtagswahl gehen. Es gebe außerdem einen einstimmigen Beschluss für vorgezogenen Wahlen, so Platter. Wie Mattle ergänzte, habe es bislang von niemandem Signale gegeben, dass er sich angesichts der Geschehnisse zurückziehen wolle.
◼️ Mattle gab im Vorfeld der Wahl keine Präferenz für eine künftige Koalition bekannt. Er wolle niemanden von Gesprächen ausschließen.
"Wenn man Dinge verändern will, dann braucht es Langjährigkeit."
Eine Messlatte wollte sich Mattle für die Wahl nicht setzen.