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Der Live-Chat mit Robert Senn beginnt
Frage
Wie sieht es aktuell in punkto Lohnerhöhungen in der Pflege aus? Wie kann der Beruf attraktiver werden?
Antwort
Momentan laufen gerade die Kollektivvertragsverhandlungen, gefordert werden 6,1 Prozent. Bis jetzt haben sich die Arbeitgeber noch nicht bewegt, die nächste Runde ist am 25. November.
Die Geldschraube ist sicher eine Möglichkeit. Noch wichtiger finde ich aber die Arbeitsbedingungen - damit die PflegerInnen wieder die schönen Seiten des Berufs sehen können.
Frage
Wie ist das mit den Plätzen in den Seniorenheimen in Tirol? Muss man sich Sorgen machen, ob man da in ein paar Jahren überhaupt noch einen bekommt? Wie lange sind da im Schnitt aktuell die Wartezeiten für einen Platz?
Antwort
Grundsätzlich gibt es seit 20 Jahren den Strukturplan Pflege in Tirol. In jeder einzelnen Gemeinde wurde der Bedarf erhoben. Ich gehe also davon aus, dass schon richtig gerechnet wurde und genügend Plätze zur Verfügung stehen.
Was jetzt natürlich auf uns zukommt, sind die geburtenstarken Jahrgänge, die in das Alter kommen, wo sie vielleicht pflegebedürftig werden. Da kann es also schon zu Überbrückungszeiten kommen, wie lange ist aber schwer einzuschätzen. Die Plätze werden nach Dringlichkeit (ab Pflegestufe 3) vergeben. Außerdem hängt es schon auch davon ab, welche Ansprüche man stellt.
Frage
Wie viel Pflegearbeit läuft "unter dem Radar", etwa wenn Angehörige Familienmitglieder pflegen? Haben sie Anrecht auf eine finanzielle Unterstützung?
Antwort
Ich gehe davon aus, dass immer noch um die 70 Prozent der Pflegefälle zuhause betreut werden. Das rettet das System, muss man sagen. Als finanzielle Unterstützung gibt es das Pflegegeld. Ansonsten gibt es keine von öffentlicher Hand ausgeschüttete Unterstützung - außer zeitlich begrenzte Möglichkeiten wie Pflegekarenz.
Es gibt das Burgenland-Modell, wo die pflegenden Angehörigen tatsächlich bezahlt werden. Das hat aber auch so seine Stolperfallen. Es ist aber schon eine gewisse Wertschätzung für die Care-Arbeit, die zu 99 Prozent von Frauen erledigt wird.
Frage
Kurze momentane Zusammenfassung der Lage: Schwiegermutter, seh-, hör- und gehbehindert jetzt auch diagnostiziert mit Demenz, hat im letzten Halbjahr vier 24-Stunden-Pflegerinnen aus Rumänien „rausgeekelt“ mit ihrem Verhalten. Sie will partout nicht in ein Heim. Sie hat trotz Diagnose das Recht zu sagen, dass sie daheim bleiben will. Zuhause ist aber niemand da, der Sozialsprengel hat kein Personal, um öfter bei ihr nachzuschauen. Sie vereinsamt und verwahrlost immer mehr. Es ist offenbar nicht möglich, sie rasch zu entmündigen, um für sie zu entscheiden. Sie ist jetzt im Krankenhaus, wird aber nicht ewig bleiben können. Haben Sie eine Idee, was wir tun können, wenn sie entlassen wird?
Antwort
Solche Situationen kommen tatsächlich öfter vor. Was sich hin und wieder bewährt hat, ist, wenn Autoritäten - Hausärzte zum Beispiel - mit der pflegebedürftigen Person sprechen. Das hilft oft mehr, als wenn es die eigenen Kinder vorschlagen. Zwangsweise geht da nichts. Es gibt ein Heim-Aufenthaltsgesetz, man kann niemanden einsperren.
Frage
Wir haben eine Lohnerhöhung in der Pflege, aber sie gilt nur für Mitarbeiter im neuen Gehaltsschema in den Stufen 6, 7 und 8 – die rücken alle eine Stufe höher. Laut Betriebsrat der tirol Kliniken gilt sie aber nicht für alle im alten Gehaltsschema. Ich bin seit 1980 dort beschäftigt und in all den Jahren wäre dies die erste richtige Gehaltserhöhung. Das ist doch ein Murks oder steckt da Kalkül dahinter?