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Hans-Peter Seewald mit Redakteurin Julia Brader.

"Gut zu wissen"-Chat

LKA-Experte Seewald beantwortete Leserfragen zum Thema Online- und Telefonbetrug

Betrugsmaschen über Anrufe und Nachrichten, Fakeshops, Datenklau und vieles mehr: Die Liste an kriminellen Aktivitäten im Online-Zeitalter wird immer länger.

Hans-Peter Seewald, Leiter der Kriminalprävention im Landeskriminalamt (LKA), beantwortete am Dienstagvormittag im TT-Chat die Fragen von Leserinnen und Leser dazu.

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Frage

Meine Tante ist vor einiger Zeit auf einen „Schockanruf“ von falschen Polizisten hereingefallen. Die Betrüger sagten, dass ihr Sohn in einen Unfall verwickelt sei und daraufhin hat sie alle Anweisungen befolgt und einiges an Geld verloren. Gibt es diese Masche noch immer? Bzw. was sind aktuell die häufigsten Maschen bei Fake-Anrufen?

Antwort

Diese Masche gibt es noch immer. Wir verzeichnen viele Anrufswellen. Diese fokussieren sich immer auf bestimmte Regionen und vereinzelt gelingt es den Tätern, Leute übers Ohr zu ziehen.

Der "Polizistentrick" ist immer noch aktuell. Da gibt es zwei Varianten: Ein vorgetäuschter Unfall durch Angehörige, bei dem eine Kaution zu zahlen sei, und ein befürchteter, bevorstehender Einbruch, bei dem alle Wertgegestände zur Sicherung der Polizei übergeben werden sollen.

Frage

Warum werde ich von solchen Betrügern auf dem Handy überhaupt angerufen? Woher haben die meine Handynummer? Ist die auffindbar im Netz und was kann ich dagegen machen?

Antwort

Telefonnummern sind teilweise im Netz auffindbar. Es gibt auch Möglichkeiten für Kriminelle, mithilfe von Softwareanwendungen tatsächlich existierende Nummern zu generieren und zu finden.

Der vorher angeführte "Polizistentrick" fokussiert sich hauptsächlich auf Nummern, die im Telefonbuch zu finden sind (meistens Festnetznummern).

Solche Anrufe zu verhindern, ist kaum möglich. Daher ist es wichtig, Anrufe zu überprüfen, keinen Fernzugriff zu erlauben und keine sensiblen Daten weiterzugeben.

Frage

Jeden Tag lese ich Berichte über Betrügereien im Internet oder am Telefon. Es ist ja positiv, dass laufend Informationen über Risiken und Gegenstrategien erfolgen. Was mir abgeht sind aber Meldungen über erfolgreiche Aufdeckungen/Abwehr. Mit den modernen Technologien sollte doch ebenso den Verursachern schneller und mit Strafverfolgung begegnet werden können?

Antwort

Es werden Fälle aufgeklärt - etwa ein Viertel der angezeigten Fälle. In den wenigsten Fällen ist es jedoch möglich, das Geld zurückzubekommen. Auch die entwendeten Identitäten können nicht mehr zurückgeholt werden. Die Täter sitzen oft auch im Ausland (sogar Übersee) und können daher schwer bei uns vor Gericht gebracht werden. Die Polizei verstärkt immer wieder die Anstrengungen, um die Ermittlungen in diesem Bereich und die Zusammenarbeit mit den ausländischen Behörden zu verbessern (spezielle Ausbildungen und Kooperationen mit Plattformbetreibern).

Frage

Was sind generell die häufigsten Betrügereien im Internet aktuell? Wo entsteht am meisten Schaden?

Antwort

Das häufigste sind Phishing-Aktivitäten, die dann in weiterer Folge zu Betrugs- oder Erpressungshandlungen führen. Typischerweise werden mit gefischten Daten Bestellbetrügereien begangen, die einen Großteil der angezeigten Fälle ausmachen. Wenn wir von Bestellbetrügereien sprechen, dann sind sowohl jene, die über Verkaufsplattformen abgewickelt werden (Verkäufer oder Käufer als Opfer), als auch solche gemeint, die über gefälschte Plattformen erfolgen.

Die höchsten Schadenssummen locken die Täter bei Anlagebetrug oder auch Anrufbetrug heraus. Diese können sich pro Fall auf einen bis zu sechsstelligen Eurobetrag belaufen.

Frage

Wir sind leider auf einen hochprofessionellen Fakeshop reingefallen (www.garminshop.net). Impressum,Standort, Securepay war alles da, nur leider nicht echt. Mit Visakarte mehr als 500 Euro bezahlt, Visa beruft sich auf den Herausgeber der Karte, also auf die Sparkasse. Nach drei Tagen ist uns der Betrug aufgefallen, bei der Sparkasse haben wir reklamiert und Rückbuchung beantragt, leider ohne Erfolg. Die Karte haben wir sperren lassen und Anzeige bei der Polizei erstattet. Das Geld wurde wohl nach Irland gebucht. Haben wir wirklich keine Chance, es wieder zu bekommen?

Antwort

Ein Problem in diesem Fall ist, dass das Geld meist auf weitere Konten überwiesen wird, und damit die Nachverfolgung erschwert bzw. der Prozess in die Länge gezogen wird. Ein weiteres Problem liegt darin, dass im Internet die Möglichkeit der Verwischung digitaler Spuren besteht. Das Geld zurückzubekommen ist also eher schwierig.

Tipps: Auf der Seite von "Watchlist Internet" des ÖIAT gibt es eine Liste aller betrügerischen Onlineshops, die gemeldet wurden. Diese Liste ist sehr aktuell. Außerdem: Das Impressum kann gefälscht sein. Daher bitte darauf achten, ob auch eine UID (Umsatzsteuernummer) existiert. Diese kann man wiederum auf finanzonline überprüfen. In den gefälschten Impressen ist im Regelfall keine oder eine gefälschte UID angegeben.

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