Rettung aus der Sill: Feuerwehr barg bei Mutters gekenterten Kajak-Fahrer
Im reißenden Fluss trieben am Dienstagnachmittag zwei Kajaks. Ein Mann wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Mutters aus dem Wasser geborgen.
Ausmaß der Schäden in Tirol zeigte sich, erste Bilanz des Landes
Nach dem Hochwasser vom Montag laufen seit Dienstag überall in Tirol die Aufräumarbeiten. Allein an der öffentlichen Infrastruktur entstand ein Schaden von rund zwölf Millionen Euro.
3 Fragen an Jakob Unterladstätter, Landesfeuerwehrkommandant
Herr Unterladstätter, wie belastend waren die Unwettereinsätze in den vergangenen Wochen für Tirols Feuerwehrleute?
Schon sehr. Aber wir bieten gute Schulungen an, die genau auf diese körperlichen und psychischen Herausforderungen vorbereiten.
Tiroler Gewerkschafter forderten am Dienstag einen Rechtsanspruch auf Sonderurlaub für freiwillige Helfer. Eine gute Idee?
Nein, davon halte ich wenig – auch weil andere Länder damit keine guten Erfahrungen gemacht haben. Es besteht die Gefahr, dass Feuerwehrmänner und -frauen zum Beispiel bei der Arbeitssuche benachteiligt werden, weil der Dienstgeber fürchtet, ihnen Sonderurlaub genehmigen zu müssen.
Wie können Retterinnen und Retter dann dazu motiviert werden, sich weiterhin ehrenamtlich in den Dienst der Gesellschaft zu stellen?
Bei den Feuerwehren muss sicherlich der Zeitaufwand im Rahmen gehalten werden. Das geht am besten, indem sich unsere einzelnen Organisationen auf ihre klassischen Kernaufgaben konzentrieren und keine Einsätze und Aufträge übernehmen, für die sie eigentlich nicht zuständig sind.
Das Interview führte Benedikt Mair
Hochwasserschutz hat gegriffen
Dass in ganz Tirol der bestehende Hochwasserschutz gegriffen hat, berichteten Experten des Wasserbaus des Landes Tirol ebenso wie Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung, hieß es in einer Aussendung des Landes.
LHStv Josef Geisler war am Dienstag im Stubaital beim Lokalaugenschein: Er machte sich ein Bild vom Stand der Aufräumarbeiten und dem Ausmaß der entstandenen Schäden in Neustift. Im Bereich der Wildbach- und Lawinenverbauung sind ersten Schätzungen zufolge dort rund 750.000 Euro notwendig, um allen voran die Schutzfunktion der beschädigten Schutzbauten wiederherzustellen sowie die Räumung der Geschiebebecken durchzuführen.
„Danke an alle helfenden Hände, die sich an den Aufräumarbeiten beteiligen. Der Hochwasserschutz hat auch im Stubaital gut funktioniert und konnte das Schlimmste verhindern. Das Wichtigste ist auch hier: es sind keine Personenschäden entstanden.“
Arbeiten an Ötztalstraße so bald wie möglich
Bei Längenfeld wurde am Montag die Ötztal Straße (B186) unterspült und ein Straßenabschnitt durch die hochwasserführende Ötztaler Ache weggerissen. Sölden war daher nur von Südtirol aus über das Timmelsjoch erreichbar. Nach einer Begutachtung durch die Landesgeologie gingen die Verantwortlichen davon aus, dass die Arbeiten für die Instandsetzung der Landesstraße drei bis fünf Werktage in Anspruch nehmen werden.
„Ziel ist es, die Erreichbarkeit des hinteren Ötztals über die Landesstraße schnellstmöglich wiederherzustellen. Über das Timmelsjoch aber auch über den Luftweg ist die Versorgungssicherheit und die medizinische Notfallversorgung gewährleistet“, sagt LH Anton Mattle.
Dies gelte derzeit ebenso für die Gasversorgung, wie LH Mattle im Anschluss an Gespräche mit der TIGAS vor Ort festhält:
„An vier Stellen im Ötztal wurde die Gasleitung aus ihren Positionen gerissen bzw. freigelegt. Die Gasversorgung ist nach wie vor aufrecht. Die Begehungen und Planungen laufen, sodass schnellstmöglich die Ersatzleitungen installiert werden können.“
Aktuelle Straßensperren
Nach dem Hochwasser weiterhin gesperrte Straßen:
- B186 Ötztalstraße zwischen Umhausen und Längenfeld – das hintere Ötztal ist über das Timmelsjoch (tägl. geöffnet von 7-20h) und das Passeiertal bzw. Südtirol erreichbar
- B189 Mieminger Straße am Holzleitensattel nach einem Erdrutsch > eine Umleitung ist eingerichtet
- B182 Brennerstraße bei Gries am Brenner (Mure)
- Im Stubaital - Ranalterstraße ab Ranalt taleinwärts
- B171 Tiroler Straße bei Strengen zwischen Strengen und Pians - ausweichen über S16 und Strengener Tunnel
Die Sperren der Bahnstrecken wurden mittlerweile alle aufgehoben.
Wildbäche verwüsteten Zemmgrund, Floitental und die Gunggl im hinteren Zillertal
Entwurzelte Bäume, weggeschwemmte Zufahrtsstraßen und Wanderwege: Erst im Laufe des heutigen Tages wurden die Ausmaße des Hochwassers in den Seitentälern im hintersten Zillertal deutlich.
„Bei uns im Dorf verlief alles glimpflich. In den letzten Jahren wurde gemeinsam mit dem Wasserbauamt und dem Land Tirol viel saniert“,
sagt der Ginzlinger Ortsvorsteher Rudi Klausner über das Hochwasser und den durch Ginzling verlaufenden Zemmbach sowie Floitenbach.
Anders sieht es in den Seitentälern aus, etwa der Gunggl (Maxhütte), dem Floitental mit der Tristenbachalm und der Steinbockhütte. Oder auch dem Zemmgrund unterhalb des Schlegeisspeichers, durch den man zur Berliner Hütte wandern kann.
„Der Großteil der Wege wurde zerstört durch die hochwasserführenden Wildbäche“, sagt Klausner.
Die Zufahrt mit Fahrzeugen sei nicht möglich. Zu Fuß als Wanderer könne man sich irgendwie durchwurschteln. Auch die Stromversorgung sei teilweise unterbrochen. Laut Klausner werde es „viel Zeit und viel Geld“ brauchen, bis die Infrastuktur wieder intakt sei.
Erste Bilanz des Landes: Rund zwölf Millionen Euro Schäden bei Infrastruktur
Nach der Sitzung der Landeseinsatzleitung wurden in den vom Hochwasser hauptbetroffenen Bereichen erste Schadenserhebungen vorgenommen. Nach derzeitigem Kenntnisstand beläuft sich die Schadenssumme bei der öffentlichen Infrastruktur auf rund zwölf Millionen Euro:
- fünf Millionen Euro im Bereich Landesstraßen,
- fünf Millionen Euro im Bereich Wasserbauten und
- zwei bis drei Millionen Euro im Bereich der Wildbach- und Lawinenverbauungen. Hier sind vor allem die Kosten für die Leerung der Rückhaltebecken zu berücksichtigen.
Das teilte das Land Tirol am späten Nachmittag in einer Aussendung mit.
„Das Wichtigste ist, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind. Nach ersten Erhebungen ist von einer Schadenssumme in Höhe von mindestens zwölf Millionen Euro auszugehen. Eine exakte Einschätzung ist dann möglich, sobald die Pegelstände zurückgegangen sind. Schäden in den Gemeinden und bei Privaten werden aktuell erhoben“, berichtet LH Anton Mattle.
Er hat sich gemeinsam mit Sicherheitslandesrätin Astrid Mair unter anderem bei einem Lokalaugenschein im Ötztal (Bezirk Imst) persönlich ein Bild der Schadensausmaße machte.
Ötztal: Rodelzentrum „Grantau“ schwer beschädigt, Weltcup soll 2024 aber stattfinden
Durch das Übertreten der Ötztaler Ache wurde das Bundesleistungszentrum West „Rodelbahn Grantau" in Umhausen schwer beschädigt, wie am Montag bereits im Blog berichtet.
Am Dienstag zeigte sich der Schaden in seinem vollen Ausmaß. Laut einer Aussendung wurde ein großer Teil der Parkplätze weggespült, sowie Zuleitungen zum Renngelände herausgerissen. Gegenüber des Renngeländes wurde die Ötztaler Straße bei der sogenannten „Köfler Geraden“ unterspült, die Köfler Brücke von den Wassermassen der Ötztaler Ache weggerissen. Die Zufahrt zur Rodelbahn Grantau ist damit aktuell nicht möglich.
Den Betreibern zufolge soll der nächste Weltcup vom 18. bis 21. Jänner 2024 trotz der aktuellen Schäden aber stattfinden. Gerald Kammerlander, Naturbahn-Sportdirektor von Rodel Austria:
„Über das genaue Ausmaß der Schäden müssen wir uns erst ein Bild machen, wenn wir wieder zum Renngelände kommen. Aus der Entfernung betrachtet haben Rodelbahn und Gebäude aber alles unbeschadet überstanden. Der Weltcup im Jänner sollte nicht gefährdet sein. Bis dahin sollte es möglich sein, die entstandenen Schäden zu beheben.”
Hangrutschungen, überflutete Keller, Steinschlag: Eine erste Bilanz im Bezirk Imst
Wie in vielen anderen Bezirken Tirols, waren auch die Feuerwehren im Bezirk Imst am Montag im Dauer-Einsatz. Mehr als 141 Hochwasser-Einsätze galt es abzuarbeiten.
In der Ortschaft Wenns gab es neben drei Hangrutschen, einem Keller unter Wasser, Steinschlag auf der L16, auch mehrere über die Ufer getretene Bäche.
Im Bereich der Pitze war die Situation am gefährlichsten, denn der hochwasserführende Fluss drohte aufgrund von mehrfachen Verklausungen und des hohen Pegelstandes mehrfach über die Ufer zu treten.
Das angrenzende Siedlungsgebiet wurde mittels Sandsäcken geschützt und die Verklausungen in der Wehranlage gemeinsam mit der TIWAG samt Kran immer wieder beseitigt. Im Bereich der Kläranlage Wenns musste zudem auch eine TINETZ Leitung gesichert sowie mehrere Brücken gesperrt werden.