Die Zeit ist nun reif für Cheftrainer Widhölzl

Wie wird es mit dem Spitzensport nach der Corona-Krise weitergehen? Ohne finanzstarke Partner aus der Wirtschaft werden viele Großveranstaltungen, Wettkampfserien und auch viele Trainingskurse nicht mehr finanzierbar sein. Daher steht auch der Skisprungsport vor einer ungewissen Zukunft. Eine wichtige Entscheidung wurde dennoch gestern innerhalb des ÖSV getroffen: Das Skisprung-Nationalteam bekommt mit Andreas Widhölzl einen neuen Cheftrainer. 

Der Tiroler hat sich sein Basiswerkzeug nach seiner erfolgreichen Sportlerkarriere gewissenhaft und akribisch angeeignet. Er arbeitete sowohl mit dem Nachwuchs im Skigymnasium Stams als auch im ÖSV, führte heuer als B-Kader-Trainer Clemens Leitner zum Gesamtsieg im Continentalcup. Bereits als Co-Trainer unter meiner Ägide äußerte er erste Ambitionen auf den Posten als Cheftrainer. 

Jetzt, sechs Jahre später, ist es so weit. Widhölzl ist in dieser Zeit sicher gereift, und umgekehrt ist die Zeit für ihn jetzt reif, die Nachfolge von Andreas Felder anzutreten. Systemintern ergeben sich durch diese Rochade zwar kaum Veränderungen, da das restliche Betreuerteam gleich bleibt, ich verspreche mir aber dennoch einige Neuerungen. 

Denn ich habe Andreas Widhölzl als ehrgeizigen Athleten erlebt, der nicht einfach andere kopieren wollte. „Swida“ war stets ein Tüftler, der nach eigenen Optimierungen und nach neuen Wegen suchte. War er von einer Idee überzeugt, so tat er dies mit viel Sicherheit und Klarheit. Diese Charakterstärke werden sowohl die Athleten als auch der Skisprungsport an sich in der kommenden Saison brauchen. 

Das Team um Stefan Kraft kann sowohl für die Wirtschaft als auch für Sportbegeisterte eine gute Identifikationsmöglichkeit bieten, mit Werten, die auch nach der Corona-Krise mitgetragen werden können. Es gilt, den guten mannschaftlichen Zusammenhalt und den leichten Aufwärtstrend fortzuführen. Doch die Arbeit als verantwortlicher Cheftrainer ist in diesem Punkt um einiges komplexer als das Wirken in der zweiten Reihe. Mediale Interessen wollen ebenso bedient werden, wie jene der (hoffentlich vorhandenen) Sponsoren. Und nicht zuletzt heißt es auch, um den Stellenwert innerhalb des ÖSV zu kämpfen, denn dort werden die finanziellen Mittel verteilt.

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