Beeindruckt von der Freude der Routiniers

Es waren die Routiniers, die mich an diesem ersten Weltcup-Wochenende überrascht haben: Severin Freund, der nach einer Hüftoperation im Frühjahr einen fast unwirklichen Leistungsstandard abrufen kann. Und die beiden Tiroler „Oldies“ Manuel Fettner und Andreas Kofler. Dem österreichischen Team gelang ein guter und solider Start, der Stockerlplatz macht Lust auf mehr. Ich bin gespannt, wie sich die Mannschaft unter diesen Voraussetzungen entwickeln wird, denn Fettner und Kofler haben mich mit ihrer entspannten und lockeren Art auch bei den Interviews beeindruckt. Mit strahlenden Augen und Freude am Sport springt es sich wesentlich leichter. Beide Tiroler haben erfolglose Jahre hinter sich gebracht, daneben weisen sie viel Routine auf und haben nichts zu verlieren.

Bei Stefan Kraft und Michael Hayböck müssen sich Routine und Gelassenheit erst einstellen. Sie haben sich als Siegspringer im ÖSV-Team zwar etabliert, sich an der Spitze zu halten, wird aber ungleich schwieriger. Die Konkurrenz ist stark, vielleicht auch zukünftig im eigenen Lager. Ein Michi Hayböck wird sich mit der Rolle, nur viertbester Österreicher zu sein, ganz bestimmt nicht abfinden.

Dass Konkurrenz beflügelt, beweisen derzeit die Prevc-Brüder. Sie haben für mich beim ersten Wettbewerb gezeigt, was uns in der kommenden Saison erwarten wird. Wenn ihnen alles aufgeht und der Wettergott ein Einsehen hat, dann springen Peter und Domen in einer eigenen Liga. Und das obwohl beide mit einem nagelneuen Ski an den Start gehen! Ein absolutes Wagnis, wenn man bedenkt, wie sensibel Springer auf Materialveränderungen reagieren.

Nach dem Ausstieg der Firma Elan blieben die Slowenen bei der Skisuche im eigenen Land und vertrauten mit Peter Slatnar auf einen Partner, der mit Herz und Seele bei der Sache ist. Slatnar war im Skisprungzirkus bisher als engagierter Bindungs- und Schuhbauer bekannt, mit den Skiern betrat er Neuland.

Für mich steht dies sinnbildlich für die Arbeitsweise des slowenischen Teams: Anstatt andere zu kopieren, hat man den Mut, eigene und neue Wege zu gehen. Und mit Cene steht noch ein dritter, höchst talentierter Prevc-Bruder in den Startlöchern!

Abbildung von: Beeindruckt von der Freude der Routiniers